Welch ein Schock. Draußen gleißende Helligkeit, die Sonne zaubert helle Fantasien in grau-schwarze Lavalandschaft, der Atlantik verführt mit Wellenspiel aus hellgrün und azurblau. Und dann der Club Aldiana . Der Eintritt ist der Weg in leichte Finsternis. Dunkles Holz gewinnt den Kampf gegen Höhe und Großzügigkeit, keine Leichtigkeit, kein kanarischer Lichtzauber, keine spielerische Eleganz. Die große Halle des touristischen Friedens wirkt wie ein Triumph der Ernüchterung über hoffnungsvolle Fantasie. Aber: das wird sich ja alles ändern, es wird umgebaut, es wird renoviert und das alles bei laufendem Urlaubsbetrieb. Der Versuch, die Quadratur des Kreises mit geschäftlichen Interessen zu verbinden. Eigentlich sollte der Club für die Modernisierung geschlossen werden, aber die Ereignisse in Tunesien und Ägypten ließen touristische Zuwachsströme erwarten, deshalb der Versuch, das Unmögliche möglich zu machen: Bauen und Erholung, Lärm und Ruhe, Modernisierung ohne Stressfaktoren. Die Halle verändert sich, wird heller, lichter, moderner, dem Licht des Meeres und des Himmels angepasster. Die Zimmer im Haupthaus verlieren ihre Altersflecken und erleben endlich auch eine Klimaanlage. Die Bungalows erfahren moderne Technik durch Flachbildfernseher. Dabei wären auch hier einige Sanierungs- und Modernisierungsarbeiten sicher notwendiger. Welche eine Idee: Bungalows ohne Fernsehen! Ruhe, Muße, Erholung pur. Was aber in der Karibik in Luxusresorts möglich ist, führt hier natürlich zum Aufstand und Gästerückzug – also Flachbildschirme fürs geplagte Urlaubergemüt. „Das Gesicht sagt alles“, meint Clubchef Carlos Beck und freut sich, wenn die Sorgenfalten schnell verschwinden, wenn der Clubmehltau seine Wirkung entfaltet, wenn der angepriesene „Urlaub unter Freunden“ anscheinend Realität wird. Mir weht erst einmal das unvermeidlich „DU“ entgegen, Voraussetzung für Urlaubsintegration, für Individualisten gewöhnungsbedürftig, aber auch der Individualist hat schließlich Cluburlaub gebucht. Der Weg zum Bungalow, vorbei am einsamen Pool, durch einen faszinierenden Garten voller Blüten-,Sträucher- Blumen-und Bäumepracht. Ein Gang durch einen Freiluft-Botanischen-Garten. Dazu die Begrüßungsmusik durch wunderschöne Tauben- nicht die gemeine deutsche Strassentaube- und durch eine Vielzahl frecher kleiner Papageien. Kanarische Sinfonie ohne Sätze und Ende. Es soll allerdings Cluburlauber geben, die sich über die Vogelmusik schon beschwert haben. Arme Seelen. Der Bungalow – wieder ein Schock. Winzig, eigentlich braucht man einen Schuhlöffel, um hineinzukommen. Das Bett klebt an steinerner Wand, die auf der anderen Seite einen schmalen Sitzplatz verspricht, davor der Fernseher, Modell: Rundfunkmuseum, den man fast mit der Nasenspitze berührt. Meeresblick nur spärlich von kleiner Terrasse, dafür aber Einblick in das Innenleben des Bungalows durch einen vielbelaufenen Gang, der direkt am Urlaubsparadies vorbeiführt. Reklamation, Änderung-aber erst 2 Tage später – und endlich der ersehnte Blick aufs Meer, auf den 20km langen Sandstrand und keine Clubbewohner, die den Blick ins Zimmer genießen können. Die Clubanlage fasziniert: 230000m². Bei 650 Gästen hat jeder ein eigenes Grundstück von 450m² und das kann er mit viel Leben erfüllen: Flipperclubtänze am Pool, Tagesquiz, Beachvolleyball, Bogenschießen, Tennis, Yoga Gymnastik, autogenes Training, Segeln, Tauchen, Katamaran fahren, Surfen. Das Angebot ist riesig und vielfältig. Bitte nur beim Sport auf offener Bühne kein Mikroport, das stört gewaltig- die menschliche Stimme allein reicht völlig aus. Was aber wäre ein Urlaub und vor allem ein Cluburlaub ohne eine attraktive Küche. Essen findet immer statt: Frühstück, Langschläferfrühstück, Mittag, verlängerter Mittag unten am Meer, Kuchenstückchen am Nachmittag, schließlich das Abendessen. Wer hier nicht satt wird, muss zum Arzt. Für einen Club und für ein Buffet eine erstaunliche Leistung. Die Idee der Themenabende hat sich durchgesetzt und ist eine interessante Abwechslung neben den immer vorhandenen Standards. Peter Wilhelm ist der Küchenchef mit einem Händchen fürs Grundsolide. Sein ganzer Stolz: Schweinefilet in Senfsauce und Käsespätzle. Das sind bei jeder Gala die Renner. Es sagt viel aus über Gäste und den Chef. Die eigene Handschrift von Peter Wilhelm habe ich nicht kennengelernt, mein Hinweis, dass er doch mal was probieren sollte, stieß auf taube Ohren. Schade. Ganz anders übrigens im Robinson Club, wo der Küchenchef begeistert die Chance ergriff und ein wunderbares Menü kreierte. (siehe Clubgeschichten Teil 2 „Robinson Club“). So also bleibt als Erinnerung die Eigenständigkeit bei Gewürzen, frischen Kräutern und Salzen. Wilhelm hat eine ganze, interessante Palette mit Meersalz geschaffen: mit Lemon Gras, Zitronenverbene, schwarzen Oliven, Ingwer, Rucola, Currykraut, Himbeeren. Gute Hilfsmittel, um die Unvermeidbarkeit der Tiefkühlkost zu mildern. Salate sind leider noch ein Stiefkind, immer fast das gleiche Angebot, kleingewürfelt, kleingeschnitten, kleingehexelt. Ganze Köpfe oder Blätter sind ein unbekanntes Wesen (dass es auch anders geht, siehe wieder „Clubgeschichten Teil 2“). Lobenswert das tägliche asiatische Angebot, immer frisch zubereitet im Wok, mit Huhn, Fleisch oder Meeresfrüchten, auf den Punkt gegart, geschmacklich ein Erlebnis. Die Mie Nudeln willkommene Abwechslung. Beim Fisch dominiert die Tiefkühlware, spürbar bei der Konsistenz und beim Geschmack. Da helfen auch die raffiniertesten Marinaden nicht. Wunderbar allerdings, wenn die Moro Fischer mal frische Ware liefern. Der Seehecht ließ so manche Schwachstellen vergessen. Das Gemüse, natürlich auch TK (600-700 kg Obst und Gemüse pro Tag), gibt sich blass, anspruchslos; bissfest ist ein unbekanntes Wesen. Beim Fleisch ist die Bissfestigkeit an der Tagesordnung, spanisches Fleisch reift einfach nicht lange genug, Rind fordert schon die ganzen Zähne. Käse zeigt endlich mal regionale Züge, gerade beim Ziegenkäse, wohltuend mild, cremig und frisch. Die Desserts ein wohliger Tummelplatz süßer Gefühle.Die Tischweine weiss, rosé und rot ( wir leben schließlich all inclusive) sind undefinierbar, keine genaue Herkunftsauskunft, wohl aus dem Rioja – aber da muss schon eine ganze Region liefern, um die Mengen, die verkonsumiert werden, zu produzieren. Ziehende Kopfsignale oder leichtes Sodbrennen als Alarmsignal. Eine kleine, bescheidene Weinkarte ( gegen Bezahlung) macht dann manches ertäglicher. Offene Schoppen von akzeptabler Qualität sind hier unbekannt. Aber dann ist da ja noch der absolute Höhepunkt, unvermutet, überraschend. Die eigene Bäckerei und die riesige Auswahl an frischen Brötchen und Broten. Einmalig, viele Bäckereien in Deutschland können sich davon eine Scheibe abschneiden. Ein Club ist eben ein Club, ist ein Club und manchmal doch nicht.
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