Igor Levit spielte gleich zwei zentrale Klavierzyklen der Moderne neu ein: Schostakowitschs 24 Präludien und Fugen op. 87 und Stevensons selten gespielte „Passacaglia on DSCH“. Am 10. September wird nun sein neues Album „On DSCH“ als hochwertiges 3 CD-Set, sowie digital, veröffentlicht.
D S C H – das klingende Monogramm Dmitri Schostakowitschs
„On DSCH“ ist eine diskographische Großtat, wie sie auch Igor Levit in dieser Form noch nicht vollbracht hat. Dass der selbst ernannte „Maximalist“ gerne an seine Grenzen geht – die intellektuellen aber auch die physischen – ist bekannt. Hier allerdings ist tatsächlich ein Höchstmaß erreicht: Rund zweieinhalb Stunden dauert die Gesamtaufführung von Dmitri Schostakowitschs „24 Präludien und Fugen“ durch alle Tonarten, 1951 vollendet. Ronald Stevensons „Passacaglia on DSCH“, 1963 abgeschlossen, läuft als pausenlose Variationsreihe von knapp anderthalb Stunden Dauer ab. „D S C H“: So lauten die deutschen Notennamen, die das klingende Monogramm Dmitri Schostakowitschs bilden.
Beide Zyklen hat sich Levit über viele Jahre hinweg erarbeitet; seit 2017 bzw. 2018 hat er sie mehrfach in Konzerten präsentiert. Jedes dieser Recitals wurde als Ausnahmeleistung gefeiert. Am 21. Juli 2021 präsentiert Igor Levit bei den Salzburger Festspielen Stevensons Passacaglia. In der Konzertsaison 2021/22 ist er mit dem Schostakowitsch-Zyklus weltweit in den großen Konzertsälen zu hören.
Als „eine Art klingendes Tagebuch“ bezeichnet Levit die „24 Präludien und Fugen“. „Die Verbindung von Wärme, Unmittelbarkeit und purer Einsamkeit in Schostakowitschs 48 Stücken empfinde ich als etwas ganz Einzigartiges“, sagt der Pianist. „Für mich ist das ein Ritual der Selbsterkundung und -entdeckung, das intimste Fragen verhandelt.“
Passacaglia on DSCH
Während der vom Stalinismus traumatisierte Schostakowitsch nach innen schaut, umrundet der utopisch gestimmte Einzelgänger Ronald Stevenson aus Schottland (1928–2015) vom Klavier aus die Welt. Das „DSCH“-Thema liefert ihm die Basis für eine spektakuläre Zusammenschau pianistischer und stilistischer Möglichkeiten in mehr als 300 Variationen. „Die ‚Passacaglia‘ ist ein wahres Lebenskompendium, eine Musik, die von unserer Verantwortung für die Welt als Ganze erzählt“, glaubt Igor Levit.
Die Artwork-Gestaltung des Albums durch den international renommierten Künstler und Grafiker Christoph Niemann, der u.a. regelmäßig für den „New Yorker“ und die „New York Times“ arbeitet, bietet ein spielerisch-abstraktes Pendant dieser musikalischen Erfahrung.
Die erste Single – das Eröffnungspräludium von Schostakowitschs op. 87 – liegt bereits seit Frühsommer 2021 vor.
Der Schostakowitsch-Zyklus erscheint auf Vinyl ebenfalls am 10. September 2021, Stevensons Passacaglia im Februar 2022.
Artikelfoto: Cover On DSCH, Foto: Sony Classical; graphische Gestaltung des Albums: Christoph Niemann