„So, jetzt fahren wir aus dem Hafen raus, aufs Achterwasser, es ist sehr flach hier, wir sagen immer: es ist so flach, dass wenn die Möwen trinken wollen, müssen sie sich auf die Knie setzen“–Peter Noack lächelt verschmitzt, wenn er diese Geschichte erzählt. Peter Noack erzählt viele Geschichten über seine Heimat, über Usedom, über Loddin, über sein Restaurant „Waterblick“. Es sind Geschichten voller Witz, Humor und Erfahrung. Peter Noack ist Restaurantbesitzer seit der Einheit. Mit seiner verstorbenen Frau Doris sprang er ins kalte Wasser. Sie gelernte Buchhalterin, er gelernter Elektriker. Ihr Ziel: die einzige Alternative Geld zu verdienen ist eben halt im Tourismus und Tourismus heißt Gastronomie. Er vorne am Tresen und sie in der Küche und bereits nach einem halben Jahr schon Angestellte .
Er hatte die Idee mit dem Boot, das kleinste schwimmende Gourmetrestaurant der Welt, Wassertaxis in Florida und Mexiko als Vorbild, in Eigenarbeit in der Wolgaster Werft gebaut. Im Augenblick im Trockendock hinterm Restaurant. Es wird umgebaut, modernisiert. Peter Noack und seine Lebenspartnerin, die Chefin der Küche, Martina Rattke, sind Sinnbild gelebter und erfolgreicher Eigeninitiative. Da war dann die Idee einen eigenen Aquavit zu destillieren, den „Usedomer“, ein weicher, kräftiger Tropfen, der den Vergleich mit „Jubel“ oder „Linie“ nicht scheuen muss. Und jetzt ganz neu „FKK“- Freester Kutter Köm mit Chili, Ingwer, Nelken, Muskat, Zimt, Safran, Kandis und 38% Korn. Nach kräftiger Kost eine Labsal für den Magen und den Gaumen. Peter Noack, der Mann mit dem nördlichsten Weinberg Deutschlands- hinterm Haus, am Achterwasser, 1998 war die Idee, 2002 wurden die ersten Trauben geerntet. 99 Rebstöcke, Cabernet Sauvignon und Chardonnay, trocken ausgebaut. Je nach Wind- und Wetterlage erblicken jährlich 50- 80 Flaschen eines überraschend gut schmeckenden Rotweins das Insellicht. Bei Blindproben landet er nie auf dem letzten Platz. Das „Loddiner Abendrot“, eine Inselverführung. Der Sandboden hinterm Haus durchsetzt mit Muschelresten und die Südhanglage bieten ideale Wachstumsvoraussetzungen. Dazu fast 2000 Sonnenstunden im Jahr und eine steife Brise gegen Staunässe. 13% und die kräftige, brillante rubinrote Farbe, der schmelzende Karamelgeschmack, dazu eine ausgezeichnete Fisch- und Fleischküche und der prächtigste Sonnenuntergang der Insel eine Symphonie aus Wind, Wellen und Wehmut. Kein Stillstand, immer wieder Neues durch die beiden Usedomer Wirbelwinde: im Erdgeschoss ein wunderbarer kleiner Laden mit Küche, großem Esstisch für Küchenpartys und herrlichen eigenen, regionalen Produkten, von Marmeladen über Würste und Schinken, Aal in Aspik, hausgebeizter Lachs, der alle Geschmacksnerven alarmiert – einfach ein Muss. Die nächste Idee ist auch schon geboren: im November soll sie das Licht der Usedomer Welt erblicken, die Schokomanufaktur.
Die Küche selbst, unter der Leitung von Martina Rattke, ist fantasievoll, ist gradlinig, ist gut, fährt einen klaren kulinarischen Kurs aus Saison und Region, aus Fisch und Fleisch, aus Tradition mit modernen Elementen. Unsere letzten Begegnungen: ein Steinbutt dem das Meer noch auf der Haut geschrieben stand, klar, saftig, eine Geschmacksexplosion. Ein Dorsch auf einem Gemüse aus Linsen, Kartoffeln und Möhren, leicht süß-sauer, ein Gaumenschmeichler für das I -Tüpfelchen Dorsch, leuchtend weiß, glasig, einfach perfekt. Beim Fleisch ist mein augenblicklicher Favorit ein Pommersches Schweine-Stilkotelett (350g) auf den Punkt gebraten mit wunderbaren goldgelben Bratkartoffeln. Eine Küche, die die Region in ihrer Vielfalt, in ihrer Qualität hervorragend wiederspiegelt und umsetzt . Dazu ein freundlicher, aufgeschlossener, charmanter Service . Usedom, magisch musischer Name, eine Symphonie aus Wind, Wellen und Wehmut. Usedom, eine Insel , wo sich Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft treffen.
Fischrestaurant Waterblick Am Mühlenberg 5, 17459 LoddinTel: 038375/20294 Öffnungszeiten: Mo.und Di./Do.Stg. ab 11.30 Uhr
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