Die Normandie – mit einem großen „A“ und drei großen „C’s“

Eine Kulinarische Rundreise durch die Normandie mit Calvados, Cidre, Camembert und Austern.
Die Normandie im Norden von Frankreich fasziniert durch ihre landschaftliche und kulturelle Vielfalt. Da sind zuerst die breiten Strände und Kreidefelsen an der Kanalküste, die schon die Impressionisten mit ihren Staffeleien anlockten, da sind kleine Fischerdörfer, die zu Seebädern aufstiegen, es sind grandiose Bauwerke des Mittelalters zu finden und nicht zu vergessen: Die Region ist ein Paradies für Feinschmecker, vor allem mit ihren lokalen Spezialitäten. Und die kann man nicht besser erleben als in den vielen kleinen Landhotels und Gasthöfen der Normandie. Auch in den Logis-Hotels. Ein Zusammenschluss kleinerer familiengeführter Hotelbetriebe mit durchschnittlich 18 Zimmern, die für hohe Servicequalität, Gastlichkeit und eine hervorragende regionale Küche bekannt sind.

Die Kathedrale von Rouen
Die große Uhr von Rouen

Unsere kulinarische Rundreise beginnt in Rouen. Die traditionsreiche Handelsstadt und Hauptstadt der Normandie bietet die ganze Palette an imposantem Sehenswerten mit ihren 2.000 Fachwerkhäusern und einer der schönsten Kirchen Frankreichs, der Kathedrale Notre-Dame. Zusätzlich berühmt gemalt hat sie der Maler Claude Monet mit seiner Serie von 33 impressionistischen Gemälden. Sie entstanden unter verschiedensten Lichteinflüssen und Blickwinkeln und bieten bis heute Anregungen für die Kunstszene. So schuf der Berliner Künstler Yadegar Asisi im Leipziger Panometer mit der Kathedrale von Monet eine beeindruckende 360-Grad-Installation auf 3.500 Quadratmetern und mit einer Höhe von 32 Metern.
Eine der Attraktionen von Rouen ist die große Uhr in einem üppig vergoldeten Rahmen an einem Torbogen aus dem Jahr 1389 – in Konkurrenz mit der Kathedrale wohl das beliebteste Fotomotiv. Auf dem Markt erinnert ein großes Kreuz an Jeanne d`Arc, die an dieser Stelle in den Flammen eines Scheiterhaufens starb.

Logis-Hotels mit Pop und im Grünen

Im Zentrum von Rouen werfen wir einen Blick in ein besonderes Hotel, Urban Style de l‘Europe. Jedes der 24 Zimmer ist hier individuell und phantasievoll gestaltet. Man kann sich aussuchen, ob man zwischen Musikinstrumenten im Backstage-Bereich einer Bühne, in einem Comic-Heft oder in einem Maler-Atelier übernachten möchte.

Nur wenige Kilometer entfernt, im Herzen des Roumare-Waldes, empfängt uns das Logis-Hotel Relais de Montigny. Der ausladende weite Hotel-Garten wird von einem gallischen Hahn „bewacht“. Es wird regionale Küche serviert: Die Vorspeise gebackene Austern und ausgewählte Käsesorten. Dazu eine beliebte Spezialität aus Rouen, der Mirliton: Ein Blätterteig-Törtchen, gefüllt mit einer Creme, die mit Vanille, Orangenblüten und Mandeln aromatisiert und mit Calvados flambiert ist.

Mahnmal und „Leuchtturm“ 107 Meter hoch

Unsere Entdeckungsreise führt weiter nach Le Havre. Im 16. Jahrhundert als Kriegshafen gegründet, um die Seine-Mündung gegen die Engländer zu verteidigen, begann die große Karriere der Stadt mit dem Schiffsverkehr über den Atlantik nach Amerika. Die große Übersee-Historie spiegelt sich in den „Hängenden Gärten“ wider. Die Idee stammt von Kaufleuten der Hafenstadt, die eine alte Festung in eine Bastion von thematischen Gärten umwandelten.

Am Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Le Havre zu mehr als 80 Prozent zerstört. Aus der Trümmerwüste entstand in zehn Jahren eine neue Stadt. Normannische Fachwerkhäuschen und kleine Gassen sucht man hier vergebens, trotzdem ist sie ein Wallfahrtsort für Touristen auf Grund ihrer streng geometrischen Beton-Architektur. Das hat auch die UNESCO gewürdigt, die im Jahr 2005 das Stadtensemble auf Grund seiner außergewöhnlichen Nachkriegsarchitektur in die Liste des Weltkulturerbes aufnahm.
Ein Beispiel ist die im Jahr 1957 neu eröffnete Kirche Église Saint-Joseph. Sie beeindruckt durch ihren 107 Meter hohen Spitzturm mit den vielen bunten, das Licht reflektierenden Glasfenstern. Die Kirche ist zugleich ein Mahnmal und „Leuchtturm“ des Gedenkens an die Opfer des Krieges.

Birnen-Cidre aus reinem Birnensaft

Dann ist Zeit für einen Mittagscocktail im Petit Rade in Le Havre, auch einem Logis-Hotel mit Panoramablick aufs Meer. Hier werden serviert: Forellen Panna Cotta, Bruschetta mit Gurke und Rettich, Risotto mit geräucherter normannischer Wurst, Rote Beete Gazpacho mit Camembert Mousse und Tartelettes mit Neufchatel-Käse. Voilá.

Cidre Simon

Im Petit Rade machen wir Bekanntschaft mit Simon Valin von einem Birnenhof. Sein Spitzname ist Cidre Simon, denn sein Markenzeichen ist der Birnen-Cidre aus reinem Birnensaft mit nur 2 Prozent Alkohol und strohgelber Farbe, auch Poiré genannt. Auf dem Tisch steht auch Tiramisu aus der Normandie mit Pommeau und karamellisierten Apfelchips. Pommeau ist frisch gepresster Apfelsaft, der durch Zugabe von Calvados an der Gärung gehindert wird. Anschließend wird die Mixtur 36 bis 48 Monate in den Barriques, so heißen die kleinen 225 Liter Eichenfässer, gelagert.

Wo der Calvados gebrannt wird
Roberto Montesano, Chef der Brennerei Montesano

Die Fahrt führt uns zur Brennerei Chateau du Breuil und damit zu einer weiteren Spezialität der Normandie. Wir sind an dem Ort, wo der klassische Calvados hergestellt wird und gleich nebenbei auch ein Single Malt Whisky.

Chef Roberto Montesano führt uns durch seine Destille. Am Anfang liegen bergeweise die Äpfel und am Ende sind die Calvados-Fässer abgefüllt. Seine Stamm-Marke – Nomen est Omen – ist der Chateau du Breuil.

Wo die Gold Beach Austern gezüchtet werden

Die Normandie ist mit 27.000 Tonnen jährlicher Austernproduktion Frankreichs wichtigstes Anbaugebiet. An den Stränden von Asnelles, wo im Juni 1944 die alliierten Truppen landeten, werden heute in der Austernfarm Nordet die preisgekrönten Gold Beach Austern gezüchtet, und ein paar Kilometer weiter im Fischerdorf Veules-les-Roses die La Belle du Nordet-Austern. Die Hochseeaustern verbleiben das ganze Jahr in ihrer geschützten natürlichen Umgebung und werden dann nach vier Jahren Wachstum geerntet. Sie schmecken fleischig und ausgeprägt nussig. Austern werden von den Franzosen wie bei uns in Deutschland der Fisch regelmäßig verspeist, der pro Kopf-Konsum liegt bei 1,1 Kilo pro Jahr.

Wo der Cidre abgefüllt wird

Wir erreichen das Städtchen Domfront im Tal der Varenne im Département Orne, berühmt für seinen Birnen-Cidre, den Poiré Domfront. Er wird von etwa zwanzig erntenden Erzeugern in der Region Domfrontais hergestellt, die jährlich etwa 150.000 Flaschen produzieren.
Zu ihnen gehört der Apfel- und Birnenhof der BrüderStephane,Dominique und Michel Leroyer. Etwa 800 Apfel- und Birnenbäume wachsen auf ihrem 180 Hektar großen Grundstück. Die Geschichte des Hofes reicht bis in das 16. Jahrhundert zurück. Zwischen Bergen von Birnen treffen wir Stephane Leroyer und seine Partnerin Fafa beim Sortieren der Früchte, die hier auch verarbeitet und dann als Poiré, Cidre oder Saft in etwa 80.000 Flaschen abgefüllt werden. Und natürlich wird hier auch Calvados gebrannt.

Birnenfarm Domfrontais

Beim Besuch des Hofes begleitet uns die stellvertretende Präsidentin der Logis-Hotels de l’Orne und renommierte Köchin Catherine Coiffard, die den Poiré selbstverständlich auch in ihrem Hotel Le Faisan Doré in Fontenai-sur-Orne ausschenkt. Sie zaubert für ihre Hotelgäste in ihrem Gourmetrestaurant La Table de Catherine höchstselbst raffinierte Gerichte und Desserts.Wo der normannische Camembert handgeschöpft wirdIm Hotel von Catherine Coiffard wartet der Camembert-Experte Patrick Mercier, Hersteller des Rohmilch- und Bio-Camemberts Le Champ Secret. Er führt bereits in der dritten Generation den Familien-Betrieb. Seine Camembert-Story beginnt damit, dass der Name Camembert nie geschützt wurde und für fast alle kleinen, runden, weißen Käse verwendet wird. Der Käse kommt auch nicht aus dem Dörfchen Camembert, das als Namensgeber erwählt wurde.

Die insgesamt 120 Kühe von Patrick Mercier stehen bis zu neun Monate auf der Weide und werden zwei Mal täglich gemolken. Basis für den echten normannischen Camembert ist die nicht pasteurisierte Rohmilch. Ein Geheimnis des Geschmacks sind die Kräuter auf der Wiese und im getrockneten Heu, dem vorrangigen Futter der Kühe. Bis zu vier Tonnen Heu benötigt eine Kuh im Jahr. Traditionell erfolgt die Fertigung mit dem Pressen, Schöpfen und Wenden in Handarbeit: Ein hoher Aufwand für die Käseproduzenten mit vielen Regeln. Jeder Besucher der Normandie kann probieren, dass sich die Mühen lohnen.

Wo Blutwurstfeste gefeiert werden

Die Entdeckungstour führt uns in das kleine beschauliche Städtchen Mortagne-au-Perche, mit Pflasterstein-Gässchen, die von altertümlichen Häusern und zahlreichen historischen Baudenkmälern umsäumt sind. Ein guter Ort für einen Zwischenstopp ist das Logis-Hotel du Tribunal, wieder mit exquisiter Menü-Karte. Das leichte Mittagessen beginnt mit einer Lachskrokette. Dann folgt ein kleines Süppchen mit Artischocken. Und das Schlemmermahl endet mit Jakobsmuscheln in der Terrine belegt mit Forellen-Kaviar. Bon appétit.

Dass es in der französischen Cuisine auch schmackhaft und deftig zugehen kann, zeigt das traditionelle Blutwurstfest von Mortagne-au-Perche, an dem bis zu 600 Metzger teilnehmen. Es gibt sogar eine Bruderschaft der Blutwurstritter und die achtet auf die Regeln: Es dürfen in die Wurst nur Zwiebeln, Blut und Fett vom Schwein sowie Gewürze. Das nächste internationale Treffen veranstaltet die Hauptstadt der Blutwurst im März 2025.
Ein kleiner Bummel durch das Städtchen führt in einen Park zur Skulptur des in Frankreich bekannten Philosophen Èmile Chartier, genannt Alain (1868-1951). Er war ein entschiedener Pazifist, dessen Stimme auch heute gut in die Welt passen würde.

Vom Versailles der Pferde zum normannischen Versailles

Chateau du Champ-de-Bataille

Die Normandie ist die Region der Pferde. In der Umgebung von Argentan liegt das berühmte Gestüt Haras du Pin. Es wurde auf Geheiß des Sonnenkönigs Ludwig XIV. gegründet und ist somit das älteste Nationalgestüt Frankreichs. Das Gestüt strahlt etwas von dem so genannten Flair des Grand Siècle aus, der Prunk-Architektur französischer Monarchen des 17. Jahrhunderts, so dass es auch als „Versailles der Pferde“ bezeichnet wird. Beginnend bei Dressur- und Kutschen-Training über Sattlerei-Handwerk bis hin zu Pferdezucht und Pferderennen kann der Besucher hier in die Welt der Pferde eintauchen.

Das prunkvolle Schloss Chateau du Champ-de-Bataille wird in Frankreich gern als das normannische Versailles bezeichnet. Es wurde von Louis Le Vau im 17. Jahrhundert entworfen, einem Architekten, der auch in Versailles seine Spuren hinterließ. Doch dass das Chateau in altem Glanz wiedererstrahlt, ist dem weltweit angesehenen Star-Innenarchitekten und Dekorateur Jacques Garcia zu verdanken, der das ganze Anwesen 1992 kaufte und seitdem sein Besitzer ist. Er restaurierte und möblierte das Schloss und fand damit auch einen großartigen Platz für seine umfangreiche Antiquitäten-Sammlung. Im Schloss sollen sich mehr als 5.000 Gegenstände seiner privaten Sammlungen befinden, zumeist royalen Ursprungs, sowie mehr als 15.000 Bücher.

Gärten des Chateau du Champ-de-Bataille

Auch die heutigen Gärten des Schlosses hat Garcia selbst entworfen. Mit 45 Hektar entstand hier der größte Privatpark in Europa, mit Hainen, Teichen, Wasserspielen und Alleen. Dabei stechen besonders die Themengärten der Götter hervor, der Eiskeller der Kybele, die Fackeln des Prometheus und die Voliere des Aktaion – alle wurden von der klassischen Mythologie inspiriert.

Der Charme der Logis-Hotels

Das Netzwerk der französischen Logis-Hotels wurde im Jahr 1947 gegründet und orientierte sich von Beginn an darauf, außerhalb der Tourismus-Zentren kleine Hotels zu vermarkten und die Region mit ihren landwirtschaftlichen Produkten einzubeziehen. Die gesamte Logis-Hotel-Gruppe ist heute mit 2.000 (!) Häusern die größte Kooperation unabhängiger Hoteliers und Restaurantbesitzer in Europa.

Von der Mitveranstalterin der Tour und deutschen Logis-Präsidentin aus Sachsen, Tina Weßollek, ist mehr zu erfahren: „An erster Stelle steht in unseren Logis-Hotels in Deutschland die französische Landhausküche. Ob Calamari-Ragout, Ente in Orangensauce oder Rindfleisch in Rotwein oder das typische Dessert Creme Brulée.“ Und sie ergänzt: „Wie alle Logis-Hotels orientieren wir uns auf regionale Produzenten. Mit Tomaten und anderem Gemüse versorgt uns die Gärtnerei im Ort. Die Käsesorten und die Weine kommen natürlich aus Frankreich. Und bei unserer Normandie-Tour habe ich vor Ort bei den Obstbauern Calvados und Cidre aus Äpfeln und Birnen geordert.“

Wer also Calvados, Cidre und normannischen Camembert auch in Deutschland genießen möchte, der kann sich auch in der Oberlausitz im Gutshof von Küchenmeisterin Tina Weßollek („L’Auberge – Gutshof“) auf einen Trip nach Frankreich begeben.
www.logishotels.com/

Artikelfoto: Gebackene Auster im Relais de Montigny-Hotel
Text und Fotos: Ronald Keusch

Die Pressereise in die Normandie wurde von dem Verband der Logis-Hotels und der Agentur meeco Communication Service organisiert.