Das Staatsorchester Stuttgart mit „unbekannten Bekannten“:
Generalmusikdirektor Sylvain Cambreling und die Musiker des Staatsorchesters Stuttgart setzen sich in der kommenden Spielzeit wieder mit außergewöhnlichen Werken auseinander. Das Repertoire reicht von britischen Barockkomponisten wie Matthew Locke und Henry Purcell über die „unbekannten Bekannten“ wie Beethoven, Brahms und Bruckner bis zu Komponistengrößen des 20. und 21. Jahrhunderts wie Helmut Lachenmann, Philippe Boesmans und Pascal Dusapin.
„Selbst bei unseren engsten Bekannten bleibt immer etwas Unbekanntes. Gerade meine besten Freunde können mich immer wieder überraschen“, sagt der Stuttgarter Generalmusikdirektor Sylvain Cambreling. „So ist es auch bei großen musikalischen Werken – ihnen bleibt immer ein Geheimnis. Die Arbeit von uns Interpreten besteht nicht darin, dieses zu lüften, sondern es zu erwecken, indem wir die richtigen Fragen stellen, die uns zu diesem Mysterium führen.“
SCHWERPUNKTE
Die drei Konzertreihen – Sinfoniekonzerte, Kammerkonzerte und Liedkonzerte – rücken in der kommenden Spielzeit bedeutende Persönlichkeiten des Konzertlebens in den Mittelpunkt und bereichern das Opernprogramm, indem sie jeweils weitere musikalische Facetten der Premieren beleuchten.
Neben den Werken der klassischen Meister Beethoven, Brahms und Bruckner rücken große Komponistenpersönlichkeiten der Gegenwart ins Zentrum der Aufmerksamkeit, darunter Philippe Boesmans, Pascal Dusapin und Helmut Lachenmann, der im November 2015 seinen 80. Geburtstag feiert. Eine spannende Mischung von erfahrenen Maestri und profilierten Persönlichkeiten der jüngeren Generation wird am Pult des Staatsorchesters zu erleben sein: Neben Generalmusikdirektor Sylvain Cambreling und dem Ersten Kapellmeister der Oper Stuttgart Simon Hewett sind in der Sinfoniekonzertreihe Hartmut Haenchen, Manfred Honeck, Markus Stenz, Alejo Pérez und Ryan Wigglesworth zu erleben. Als Gastsolisten bereichern u.a. der Geigenvirtuose Frank Peter Zimmermann und die Cellistin Alisa Weilerstein das Programm. Dem Pianisten Till Fellner widmet die Oper Stuttgart erstmals ein Künstlerporträt mit Auftritten in Sinfonie-, Lied- und Kammerkonzerten.
Ergänzt wird die Reihe der Sinfoniekonzerte um das gemeinsam mit dem Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR, der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart und Musik der Jahrhunderte ausgerichtete Festival „Lachenmann-Perspektiven“ zu Ehren des 80. Geburtstags des Komponisten Helmut Lachenmann.
Sinfoniekonzerte
Zur Saisoneröffnung im 1. Sinfoniekonzert am 11. und 12. November 2015 begegnen sich im Beethovensaal der Liederhalle zwei bedeutende Musikerpersönlichkeiten, die bereits eine lange Geschichte miteinander verbindet: Hartmut Haenchen und Frank Peter Zimmermann laden Klassikfreunde zu einem reinen Brahms-Programm mit dessen Erster Sinfonie und Violinkonzert.
Der Spätherbst bringt Klassiker des 20. Jahrhunderts: Das Sonderkonzert zur Eröffnung des Festivals „Lachenmann-Perspektiven“ am 7. November 2015 in der Messe Stuttgart gestalten das Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR und das Staatsorchester Stuttgart gemeinsam. Auf dem Programm stehen unter der Leitung von Rupert Huber, Clement Power und Baldur Brönnimann Karlheinz Stockhausens epochale Gruppen für drei Orchester (1955-57). Den Abschluss der Festivals „Lachenmann-Perspektiven“ bildet das 2. Sinfoniekonzert am 6. und 7. Dezember 2015 in der Liederhalle unter der Leitung von Sylvain Cambreling: In gewohnter Weise kombiniert der Stuttgarter Generalmusikdirektor in diesem Konzert wieder zwei außergewöhnliche Werke miteinander: Lachenmanns Tanzsuite mit Deutschlandlied (1979/80) und Beethovens Sinfonie Nr. 3 „Eroica“ Es-Dur op. 55 (1802-03).
Der Dramatiker William Shakespeare ist in der kommenden Spielzeit mit der Premiere von The Fairy Queen (Januar 2016) und der Wiederaufnahme von Verdis Falstaff (Herbst 2015) nicht nur Teil des Opern-Spielplans: Am 10. und 11. April 2016 bietet sich im 5. Sinfoniekonzert unter der Leitung von Ryan Wigglesworth auch dem Staatsorchester die Gelegenheit, sich der britischen Theaterlegende zuzuwenden mit Klassikern von Felix Mendelssohn Bartholdy und Edward Elgar sowie einem neuen Werk des Dirigenten Ryan Wigglesworth selbst.
Anlässlich der Opernpremiere Reigen des belgischen Komponisten Philippe Boesmans im Frühjahr 2016 lässt Alejo Pérez im März 2016 im 4. Sinfoniekonzert Überschwänglichkeit und Melancholie der Zeit in „Wien um 1900“ wieder aufleben. Zu hören sind unter anderem Gustav Mahlers Sinfonie Nr. 4 G-DursowiePhilippe Boesmans Trakl-Lieder, beide interpretiert von der amerikanischen Sopranistin Laura Aikin.
Zwischen Meistern des 19. und des 20. Jahrhunderts bewegt sich das weitere Konzertprogramm der Spielzeit 2015/16. Zu hören sind unter anderem Brahms‘ Violinkonzert (11. und 12. Oktober 2015), Bruckners Vierte Sinfonie (19. und 20. Juni 2016), Mendelssohn Bartholdys Sommernachtstraum (10. und 11. April 2016), Rachmaninovs Die Toteninsel (17. und 18. Januar 2016), Ligetis Clocks and Clouds undSchrekers Intermezzo (10. und 11. April 2016). Das 21. Jahrhundert ist unter anderem mit der Uraufführung von Pascal Dusapins Cellokonzert, einem Kompositionsauftrag der Oper Stuttgart, und Ryan Wigglesworth Komposition Locke’s Theatre vertreten: Letzerer wird sein Werk im Konzert am 10. und 11. April 2016 auch selbst dirigieren.
DIRIGENTEN
Neben dem Stuttgarter Generalmusikdirektor Sylvain Cambreling und dem Ersten Kapellmeister Simon Hewett bewegt sich die Spanne der Gastdirigenten in der kommenden Saison zwischen „Altmeistern“ wie Hartmut Haenchen und Jungstars wie dem Briten Ryan Wigglesworth, dem Argentinier Alejo Pérez und dem Schweizer Rupert Huber. Letzerer gilt als ausgewiesener Spezialist für die zeitgenössische Musik und wird gemeinsam mit Baldur Brönnimann und Clement Power das Sonderkonzert im Rahmen des Festivals „Lachenmann-Perspektiven“ dirigieren. Außerdem zu Gast ist Markus Stenz, Chefdirigent des Netherlands Radio Philharmonic Orchestra sowie der ehemalige Stuttgarter Generalmusikdirektor Manfred Honeck, unter dessen Leitung das Neujahrskonzert am 1. Januar 2016 im Zeichen des Wiener Walzers steht.
SOLISTEN
Als Instrumentalsolisten werden in der kommenden Saison wieder zahlreiche Meister ihres Fachs zu erleben sein: Gleich im 1. Sinfoniekonzert interpretiert Frank Peter Zimmermann Brahms Violinkonzert. Der Pianist Till Fellner wird im 6. Sinfoniekonzert Beethoven spielen. Zwei junge und höchst talentierte Musikerinnen stehen im 3. bzw. 7. Sinfoniekonzert in Rampenlicht: Elena Graf, Konzertmeisterin des Staatsorchesters Stuttgart, spielt Bernd Alois Zimmermanns dramatisches Violinkonzert und die amerikanische Cellistin Alisa Weilerstein wird dasCellokonzert, das Pascal Dusapin ihr im Auftrag des Chicago Symphony Orchestra und der Oper Stuttgart auf den Leib geschrieben hat, zur deutschen Erstaufführung bringen. Für Lachenmanns Tanzsuite mit Deutschlandlied, die im 2. Sinfoniekonzert zu hören sein wird, konnte das Arditi Quartet gewonnen werden.
Aber auch der menschlichen Stimme kommt in der bevorstehenden Konzertsaison eine wichtige Rolle zu: Die amerikanische Sopranistin Laura Aikin singt im 4. Sinfoniekonzert Boesmans Trakl-Lieder, der Damenchor der Oper Stuttgart interpretiert im 6. Sinfoniekonzert György Ligetis Clocks and Clouds sowie Florent Schmitts La Tragédie de Salomé und zwei beliebte Ensemblemitglieder – Sopranistin Simone Schneider und Tenor Matthias Klink – bestreiten das Neujahrskonzert unter der Leitung von Manfred Honeck.
Kammerkonzerte
Die Kammerkonzertreihe der Saison 2015/16 präsentiert die gesamte Vielfalt der Musikgeschichte vom Barock bis in die Gegenwart und nimmt Bezug auf das Repertoire der Oper Stuttgart sowie der Sinfoniekonzerte. Neben einem Komponistenporträt von Georges Enescu (14. Oktober 2015) steht unter anderem eine spannende Begegnung zwischen Johann Sebastian Bach und seinem rebellischen Sohn Carl Philipp Emanuel Bach auf dem Programm (13. Juli 2016). Außerdem widmen sich die Kammerkonzerte Shakespeare-inspirierten Stücken (11. November 2015) sowie Philippe Boesmans und seinen belgischen „Vorfahren“ (20. April 2016). Die Klarinettengruppe stellt sich und ihr vielfältiges Instrumentarium vor (20. Januar 2016) und mit Schönbergs Streichsextett Verklärte Nacht wird wie im 4. Sinfoniekonzert ein Zwischenhalt in „Wien um 1900“ eingelegt (9. März 2016). Einen Höhepunkt der Kammerkonzertreihe der kommenden Spielzeit wird auch Brahms‘ Klavierquintett mit dem Pianisten Till Fellner darstellen (29. Juni 2016).
Liedkonzerte
In Kooperation mit der Internationalen Hugo-Wolf-Akademie Stuttgart stehen in der Spielzeit 2015/16 sechs Liedkonzerte auf dem Programm, gestaltet von bekannten Gästen und geschätzten Ensemblemitgliedern. Tenor Sebastian Kohlhepp, neu im Stuttgarter Opernensemble, widmet das 1. Liedkonzert mit Henry Purcell und Benjamin Britten zwei Großmeistern der britischen Musikgeschichte (4. Oktober 2015). Kabarett- und Filmsongs der 20er und 30er Jahre des 20. Jahrhunderts, durchmischt mit Bekanntem und Unbekannterem der Brecht-Komponisten Weill und Eisler präsentiert die Sopranistin Angela Denoke (20. Januar 2016). GyörgyKurtág zum 90. Geburtstag ist das 3. Liedkonzert am 19. Februar 2016 gewidmet. Die Ensemblemitglieder Simone Schneider und Matthias Klink kann man nicht nur im Neujahrskonzert mit einem durch und durch Wienerischen Programm erleben, sondern auch im 6. Liedkonzert am 23. Juni 2016. Frankophon wird es hingegen im 4. Liedkonzert am 28. April 2016 mit Werken von Philippe Boesmans, Claude Debussy und Hector Berlioz, zu hören ist unter anderem die Sopranistin Yuko Kakuta. Russland steht dann am 8. Mai 2016 mit Liedern von Modest Mussorgskij im Zentrum, dargeboten von Bariton Sergej Leiferkus, Sopranistin Alla Kravchuk undTenor Gergely Németi.
Sitzkissenkonzerte
Die Sitzkissenkonzertreihe der Jungen Oper, in der Musiker des Staatsorchesters für die jüngsten Besucher musizieren, wurde im vergangenen Jahr aufgrund des überaus großen Erfolgs erweitert. In den Sitzkissenkonzerten wählen die Musiker nicht nur gemeinsam mit den Dramaturgen der Jungen Oper Geschichte und Musik der einzelnen Produktionen aus, sondern sind als Darsteller und Moderatoren in Aktion. Die Kinder können im Anschluss an die Veranstaltungen unter Anleitung der Musiker die gespielten Instrumente selbst ausprobieren.
VERMITTLUNG
Unter dem Titel Ein Kinderspiel? Musikvermittlungsprojekt zum 80. Geburtstag von Helmut Lachenmann erarbeiten und präsentieren zehn Schulklassen rund um das 2. Sinfoniekonzert am 6. und 7. Dezember 2015 unter professioneller Betreuung der Jungen Oper Stuttgart Kompositionen nach dem strukturellen Vorbild von Lachenmanns Tanzsuite mit Deutschlandlied und legen dadurch schöpferisch neue Hör-Perspektiven frei.
LUNCHKONZERTE
In der Spielzeit 2014/15 mit großem Erfolg eingeführt, stehen auch in der kommenden Saison wieder sieben Lunchkonzerte auf dem Spielplan: Musiker des Staatsorchesters Stuttgart gestalten diese musikalische Mittagspause von einer halben Stunde Dauer. Das Programm wird solistisch oder in kammermusikalischen Formationen im Foyer I. Rang der Oper Stuttgart als Überraschungsmenü serviert.