Fernost im Gasteinertal – Feng Shui Küche von Hans-Peter Berti

Bilder Berti
Fotos: Hans-Peter Berti

‚die spinnen, die Gasteiner‘ würde vielleicht Obelix denken: Kochen nach den Prinzipien des Feng Shui ! Verrückt, PR Gag oder doch eine interessante, ernst zunehmende Kochalternative ? Hans-Peter Berti, Besitzer des sehr schönen Bauern-Gasthof-Hotels, zerstreut alle Zweifel durch sein freundliches, engagiertes, herzliches Auftreten. Ein ernster ‚Überzeugungstäter‘, der sein Feng Shui Repertoire, sein Wissen und seine spezielle Ausbildung in Bonn, Köln, Berlin und hauptsächlich in Kanada erhielt. Eigentlich handelt ja Feng Shui von Räumen und nicht von Nahrung – aber es gibt eine Gemeinsamkeit: die Kraft und Wirkung der Elemente mit bestimmten Eigenschaften, Zuordnung zu Organen, Jahreszeiten, Energiequalitäten. Die Verbindung: die Natur lebt im Rhytmus der Jahreszeiten mit der jeweiligen Energieart – auch die moderne, gesunde Küche lebt von den Jahreszeiten, von Produkten der Saison und der Region. Feng Shui Küche also bedeutet grob gesagt: Geschmack der Elemente und ihre Ausgewogenheit beim  kreieren eines Gerichts,eines Menüs: Holz:Sauer:Essig,Oliven,Tomaten,Weizen,Sauerkraut/ Feuer:Bitter: Chilli,Rucola,Frühlingszwiebel,Limette,Schafskäse,Roggen/ Erde:Süß: Mais, Butter, Eier, Früchte, Kartoffel, Mohrrübe, Rindfleisch/ Metall:Scharf: Senf, Knoblauch, Ingwer, Zwiebel/ Wasser: Salzig: Saucen, Wintergemüse, Fisch, Wasser.  Berti demonstriert diese Prinzipien an einem Gericht: Lungenbraten vom Heubeisser,Süßkartoffelpüree,junges Gemüse. Einzelheiten unter Rezepte

foto: jschi
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Ein sensationell saftiges und zartes Fleisch, eine Geschmacksexplosion. Die Soße sehr gut durch die Kombination von Rotwein und Steinpilz, das Süßkartoffelpüree erstaunlich leicht und nicht, wie so oft, sattmachend massiv – die Chips sehen zwar witzig und gut aus,werden aber schnell schlaff und verlieren Textur und Geschmack. Die Gemüsesorten – Rosenkohl, Kohlrabi, Zuckerschote – passen harmonisch ins Geschmacksbild. Bitte Zuckerschoten fädeln, denn wer spuckt schon gerne Fäden.

Zum Einstieg ein Waller in der Bärlauchsuppe

foto:jsschi
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Saftig, sanft und schmackig – das Paradebeispiel eines wunderbaren Produkts und seiner gekonnten Behandlung. Bärlauch, nicht jedermanns Geschmackserlebnis, hier sanft und zurückhaltend, nicht dominant, sondern zart, den Eigengeschmack des Wallers unterstreichend. Geschmeidig, seidig, elegant.

Dann ein österreichischer Klassiker:  Topfenknödel mit Rhabarber

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der Knödel fluffig und leicht, macht süchtig! Das Marillensorbet ein Geschmacksknaller, die Rhabarbercreme eine geschmeidige Verführung in einer gekonnten Balance zwischen süß und sauer.

Auf der Speisekarte ist nichts zu finden, was nicht ins Gasteinertal passt, was nicht aus der umliegenden Landschaft oder aus dem eigenen Garten draußen stammt. Bauernsalat, Carpaccio vom Jungrind, Kalbsbeuschelsuppe, gefülltes Maishendlbrüstchen, ein „Keulenstück vom Heubeißer“.

Der Besuch bei Hans-Peter Berti  ist einen Umweg wert. Wer  Bedenken gegen Feng Shui hat oder Vorbehalte, wird geschmacklich überrascht, durch die Produkte, durch die Zusammenstellung, durch die gekonnte Zubereitung. Ich jedenfalls stand federleicht auf, durch nichts belastet, voller Geschmacksenergie. Ob das nun etwas mit Feng Shui zu tun hat oder nur an den Produkten und deren Behandlung liegt: egal: Hans-Peter Berti ist ein interessanter und guter Koch.