Fulda ist bekannt durch seine zentrale Lage in Deutschland (3 Stunden mit dem ICE von Berlin, Hamburg,München), als ICE- Knotenpunkt, als barocke Perle, als geschichtsträchtiger Boden, immerhin mehr als 1250 Jahre auf dem Stadtbuckel, als florierender Wirtschaftsstandort, als Musical Hochburg , faszinierende Konzerte auf dem Domplatz, jung und lebendig. Als Hort großer Kulinarik allerdings gilt die Stadt nicht. Die beiden Großen der Gastroszene, der Gault Millau und der Michelin tun sich schwer: 3 Restaurants werden vom Michelin erwähnt, zwei nur vom Gault Millau. Der ‚Goldene Karpfen‘ taucht bei beiden auf. ‚Man speist gediegen in ebensolcher Kulisse‘ – ‚ keine Krativität und Innovation, sondern Klassik und Tradition‘ – das Urteil des Testers vom Gault Millau. Von ‚guter saisonal-internationaler Küche‘ spricht der Michelin: ‚die Produkte sind frisch und wertig, die Speisen haben Geschmack und Aroma‘. Dem Guide ist das immerhin ein Bib Gourmand wert, das heißt: sorgfältig zubereitete, preiswerte Mahlzeiten. Also auf zum Stadthaus mit der über 300 Jahre alten Fassade ( heute ein Romantik Hotel) und bei 30° auf die sehr schöne Terasse des Restaurants.
Die Karte strotzt nur so vor Internationalität, wahrscheinlich weil weltweiter Tourismus die Inspiration leitet: Hummer, Tempura, Shii Take, Tiefsee Salzwasser Garnele. Klassiker der hessischen Küche im modernen leichten Gewand, an der Saison orientiert fehlen völlig. Das ist bedauerlich, denn hier könnte sich ein innovativer Koch wirklich Meriten erwerben. Die Wiederholung aller Grichte der großen, weiten Welt wirkt immer langweiliger – die Eigenständigkeit, das Besondere, das Kreative sollte eigentlich im Mittelpunkt einer modernen Küche stehen.Also an den Teller.
gebratene Jakobsmuschel auf 3erlei Chutneys
Wunderbare Muscheln, sehr gut behandelt, leicht glasig, bedeckt von Macadamiabrösel mit Curry. Optisch sehr ansprechend angerichtet. Elegante Chutneys von Mango, Zucchino und Tomate. Zurückhaltende Gewürzkomponenten, alles zusammen im Abgang eine sanfte Exotik. Nichts zerstört die Zartheit der Jakobsmuschel.
Ostseedorsch und Ikarimi Lachs
Optisch und ästhetisch ein Knaller: der weiße Dorsch, der rote Lachs, der grüne Spinat, die weiße Soße. Aber dann: der Lachs ‚klebt‘ am Gaumen, der Dorsch zu trocken, zu durch. Das Bett vom Spinatkartoffelstampf ein sehr guter Geschmacksträger, die Weißweiveloute köstlich. Nur der Fisch. Der ging zurück in die Küche und kam dann so zurück, daß das gesamt Bild jetzt Hochgenuß hieß.
Medaillon vom Rehrücken unter der Mohnkruste
Da war ein bißchen zu viel auf dem Teller oder der Teller zu klein. Die Wirkung verschreckte ein wenig. Das Reh präsentierte sich in Bestform, herrlicher Geschmack, butterzart. Aber wozu bloß die Mohnkruste? Für den Geschmack bringt er überhaupt nichts, ärgert nur den Gast, weil er sich in den Zwischenräumen der Zähne ansiedelt. Die Pfifferlinge super, der Broccoli ein wenig zu durch, die Soße zu dick und dann die Pilze zum Teil darin. Sie ersaufen!!! das geht überhaupt nicht.Entweder die Soße extra oder die Pilze. So musste das wunderbare Wild unter den Beilagen leiden. Also etwas mehr Konzentration auf das Wesentliche und sinnvollere Kombinationen wären schon angebracht. Trotzdem ist die Begegnung mit dem ‚Karpfen‘ lohnenswert. Und dann ist ja auch noch eine sehr, sehr gute Weinkarte und ein Service der nur Freude macht. Alexandra Bierschenk überspielte die paar Pannen spielerisch leicht und elegant, freundlich, nicht anbiedernd, großes Wissen um Produkte und Weine. Ein Hochgenuss.