Urlaubshotel und Kulinarik – oft zwei unvereinbare Komponenten, nicht kompatibel- blass, uninteressant, standardisiert, mehr oder weniger einfach convenience food. Das kulinarische Konzept der RIU Hotels beweist, dass es trotzdem funktionieren kann, Qualität und Vielfalt sind erste Gastgeberpflicht. Neben einer erstaunlich umfangreichen Auswahl bei denBüfetts bieten Themen-Restaurants die Möglichkeit,verschiedene Spezialitäten auszuprobieren. Das Beste der italienischen, mexikanischen, argentinischen oder asiatischen Küche wird in den jeweiligen Restaurants á la carte angeboten. Das Angebot gilt für alle Hotels mit dem „All inclusive“-Service. Und das besonders Erfreuliche: die Spezialitätenrestaurants können ohne Aufpreis gebucht werden. Hut ab.
Also machen wir die Probe aufs Exempel. Meine Erfahrung: das RIU Le Morne auf Mauritius. Küchenchef ist Sanchez Gamez Pedro Jose, gebürtiger Spanier, aus Oliva (Valencia).
Neben der High School und der Hotelfachschule schon immer an Fort- und Weiterbildung interessiert: erweiterte Tourismusstudien in Verbindung mit der Universität von Cordoba, effektives Management, Organisation in der Küche, managen von Personen und Arbeitsgruppen.Sehr schnell kümmert er sich um neue Technologien, erforscht die Marktküche, verschiedene traditionelle und moderne Techniken. Ein wichtiger Kompass ist hier die asiatische Küche.Seine Stationen: u. a. Tunesien, Valencia, Mallorca, Dominikanische Republik, Caceres, Ibiza, Kanaren und jetzt also Mauritius. Alle Stationen haben seine kulinarischen Spuren hinterlassen, haben sein kulinarisches Profil geprägt und geschärft. Die Küche im Le Morne und Creole kann sich schmecken lassen. Die Buffets sind abwechslungsreich, sehr gute Produkte, gekonnt und schonend umgesetzt. Bestes Beispiel das kreolische Buffet im Hauptrestaurant ‚La Riviere‘.
Eine faszinierende Fülle, Formen, Farben und Texturen. Hohe Qualität, gute Zubereitung. Für ein Buffet dieser Größenordnung eine kleine Meisterleistung.
Sehr lecker die kreolischen Currys mit Fisch, Rind oder Huhn.Traditionell dazu weißer Reis oder Chapatis (indisches Fladenbrot). Dazu verschiedene Arten von Chutneys (Tomaten, Gurken, Mango), manchmal auch herzhaft gewürzte Suppen aus Hülsenfrüchten. Chili pur wahlweise, denn selbst die Einheimischen mögen nicht alles scharf.
Andere empfehlenswerte Gerichte: Daube de Poisson (Fisch in Tomatensauce), Langouste à la Creole (kreolischer Hummer), Curry de Cerf (Hirschcurry mit Blumenkohl), Rougaille Poisson Salé (Insidertipp: gesalzener Fisch in Tomatensauce mit Kräutern). Die mauritische Küche kommt selten ohne Knoblauch und Ingwer aus. Kräuter und Gewürze sind ein Muss, selten brutal scharf, aber herzhaft gut gewürzt , macht Appetit auf mehr.
Eine Keule,praller, satter Geschmack, Kohl bissig, kraftvoll, die Soße mit pikanter Schärfe, Tintenfisch frisch und zart, Pak Choi elegant als Begleiter. Thunfischtatar gerade aus dem Meer, Huhn, Guacamole, rote Bete eine gute Kombination.
Die Spezialitätenrestaurants:
Kulinarium – das Restaurantkonzept basiert auf der Fusion einer modernen,karibischen Küche, in der überwiegend tolle Produkte aus der Region und innovative Techniken zum Einsatz kommen.
Zum Auftakt Brot mit Tomate und Serrano Schinken, eine Stockfischkrokette und ein Gazpacho im Gläschen
Gelungener Auftakt: die Gazpacho eine kleine Aromabombe, kühl und knackig – die Stockfischkrokette ist eben eine Stockfischkrokette, also sehr salzig, der Serranoschinken ein Schmelz.
Mesclun,Krabbe,Mango
Ein frischer, sauberer, nicht knirschender Salat, knusprige Croutons, kleine schmackhafte Tomatenhälften, Zitronenwürfel fürs säuerlich Pikante, knackiger grüner Spargel. Dazu Litschis – eine sehr interessante Kombination – jemand hat mal gesagt: der Litschi Geschmack ist, als wenn man einen Engel küsst! Die Engel sind hier locker-leicht panierte und sanft kross ausgebratene Garnelen.
Fisch-Jakobsmuschel-Spieß
Gute Lösung, geschmacklich interessant – wie eine Kurzgeschichte: da, wo sich Spieße kreuzen. Die Jakobsmuschel frisch, zart, noch leicht glasig – der Lachs mit seinem guten Eigengeschmack eine gelungene Korrespondenz – auf den Punkt gegart, nichts klebt am Gaumen. Es schmeckt.
Obstsalat, Zitronensorbet
Ein Feuerwerk an tropischen Früchten – Top Qualität, gereift und deshalb schmackhaft, voller Intensität.Melone, Orange, grüne Melone, Wassermelone, Ananas, Apfel – ein Früchteregenbogen. Das
I-Tüpfelchen – ein cremiges Zitronensorbet und eine herrlich frische, geschmackvolle Früchtesoße. Test bestanden -‚Kulinarium‘ kann sich schmecken lassen.
Indisches Spezialitätenrestaurant
Der Start ein Buffet mit Salaten, kalten Gerichten, warmen Beilagen und indischen Spezialitäten
Sehr farbenfroh, wobei vor allem ‚die süße Ecke‘ mit knalligen Tupfern protzt – geschmacklich nicht überzeugend, alles klebt, alles ist einfach immens süß. Die anderen ‚kleinen Schweinereien‘ sind gute, akzeptable Einsteiger. Bei den Hauptgerichten, die am Tisch serviert werden, aber hakt es dann doch, nicht gewaltig, aber empfindlich
Das Lamm-Curry Rogan Rosh-eigentlich ein sehr aromatisches Lamm Curry mit vielen Gewürzen. Hier:eine erstaunlich zurückhaltende Würze, sehr sanft, das Fleisch etwas fest, aber gut im Geschmack.
Hähnchen Tikka Tandoori – Die Zubereitung folgt zunächst der des klassischen indischen Gerichts chicken tikka: mundgerechte Hähnchenfleischstücke werden in einer Joghurt Marinade eingelegt, dann in einemTandur-Ofen gebacken oder gegrillt. Anschließend gekocht in einer Soße aus Tomaten, Schlagsahne, Joghurt und masala. Das Huhn butterweich, die Tandoori Leuchtkraft schon etwas nachgelassen – auch hier wieder eine erstaunliche Gewürzsanftmut.
Fisch in Kokos-Curry – cremig-sanft Gelb – das stimmte; aber: der Fisch ließ seine Herkunft ‚Meer‘ nur ahnen. Bei Tucholsky möpselte mal der Wein im Spessart, hier der Fisch. Kurkuma beruhigt etwas den Magen-Darm Trakt,ist aber kein Frischeersatz.
Überraschend auch, dass ein enorm wichtiges, tragendes Element der indischen Küche ausgeblendet wird: die vegetarische Variante, ein Dal Makhani ist da nur ein schwacher und dürftiger Ansatz.
Asiatisches Spezialitätenrestaurant
Schließlich eine Begegnung der besonderen Art, ein kleines Mauritianisches Märchen. Der Chef aller Küchen, Sanchez Gamez Pedro Jose, ist nicht nur jeden Tag an allen Ecken und Enden der Buffets und Restaurants, sondern manchmal gönnt er sich und einem Gast das Erlebnis seiner Kochkunst. Mein Vergnügen: eine kreolische Küche der Moderne, der Leichtigkeit, der Gaumensinnlichkeit.
Marlin und Palmenherzen
Optisch schon mal ein Knaller, geschmacklich eine Offenbarung. Die Palmenherzen nicht zu toppen: ein festes elfenbeinfarbenes Mark, mild und nussig, idealer ‚Nährboden‘ für einen der besten Fische der Welt, dem Blue Marlin. Eine absolute Delikatesse, fest, fettarm, mild. Sein saftiger, delikater Geschmack erfährt noch eine Veredelung durch ein gekonntes, genau passendes Raucharoma. Nichts wird überlagert, nichts zerstört – nur ein Optimum an Geschmack herausgekitzelt. Genauso perfekt die Sauce Vindaye mit ihrem Gewürztrommelwirbel aus Tomate, Chili, Knoblauch, Cumin, Koriander, Kurkuma und Garam Masala. Und dann ist ja da auch noch die Ananas, die eine süß-säuerliche Rolle spielt und die Avocado mit milder Cremigkeit und Nussigkeit. Auf engstem Raum ein funkelndes Geschmacksuniverum.
Fischcurry
Die Wiederholung der Leichtigkeit des EssSeins mit Kartoffel, Curryschaum, angerösteter Zwiebel und einem Fisch, der Ozeanfrische verströmt. Kleines, feines, geschmacksintensives Gemüse. Harmonie.