Mit der Neuproduktion von DIE HUGENOTTEN (Premiere am 13. November) präsentiert die Deutsche Oper Berlin nach VASCO DA GAMA im vergangenen Jahr nun den zweiten Teil ihres Zyklus der wichtigsten Grand Opéras von Giacomo Meyerbeer. Dieses weltweit einmalige Projekt soll die Werke eines der berühmtesten Opernkomponisten des 19. Jahrhunderts, die lange nur ein Raritätendasein auf den Spielplänen führten, erneut zur Diskussion stellen. Denn ebenso wie die Neuausgabe des Ricordi Verlags, die diesem Zyklus zugrunde liegt, das Bewusstsein für die musikalischen Qualitäten von Meyerbeers Werk geschärft hat, so ist auch der religiöse Fanatismus als Kernthema seiner Opern in den letzten Jahren zu einem Sujet geworden, mit dem sich die Kunst verstärkt auseinandersetzt.
In den 1836 uraufgeführten HUGENOTTEN schildert Meyerbeer aufs Eindrücklichste das Massaker der französischen Katholiken an ihren protestantischen Landsleuten in der Bartholomäusnacht des Jahres 1572. Die tragische Liebesgeschichte zwischen dem Hugenotten Raoul und der Katholikin Valentine spielt sich nicht vor dem Hintergrund dieses historischen Ereignisses ab, sondern ist untrennbar mit ihm verwoben. Damit sind die HUGENOTTEN zugleich die erste Oper, in der das Geschehen nicht mehr durch handelnde Individuen, sondern durch eine im Verlauf des Stückes immer größer und anonymer werdende Masse bestimmt wird.
An der Deutschen Oper Berlin werden DIE HUGENOTTEN von einem der großen, erfahrenen Opernregisseure in Szene gesetzt: dem Amerikaner David Alden, von dem an der Bismarckstraße bislang seine Produktionen von Benjamin Brittens PETER GRIMES und BILLY BUDD zu sehen waren. Die musikalische Leitung liegt in den Händen von Michele Mariotti, der jüngst beim Rossini-Festival in Pésaro mit LA DONNA DEL LAGO einen herausragenden Erfolg feierte – und auch dort mit Juan Diego Flórez zusammenarbeitete. An der Seite vonPatrizia Ciofi als Marguerite von Valois und Olesya Golovneva als Valentine gibt der peruanische Star-Tenor (auf ihn trifft die Bezeichnung wirklich zu!) sein Rollendebüt als Raoul. Patrizia Ciofi begeisterte schon mit dem Orchester der Deutschen Oper Berlin in der konzertanten Aufführung von Meyerbeers DINORAH in der Berliner Philharmonie ebenso wie als Violetta Valéry in LA TRAVIATA.
Besetzungshighlights im November sind die TOSCA-Vorstellungen am 8. und 15. November mit Anja Harteros in der Titelpartie, Jorge de León als Mario Cavaradossi und Falk Struckmann als Scarpia.
In den SALOME-Vorstellungen am 18. und 22. November sowie am 2. Dezember gestaltet Manuela Uhl die Titelpartie, John Lundgren die des Jochanaan und Burkhard Ulrich den Herodes.
Wir freuen uns, dass Olga Peretyatko in den Aufführungen von Mozarts DIE ENTFÜHRUNG AUS DEM SERAILam 24. und 30. November sowie am 6. Dezember die Partie der Konstanze übernimmt, an der Seite von Siobhan Stagg als Blonde und Tobias Kehrer als Osmin.
Und – last but not least – findet am 5. November die 23. Festliche Operngala für die Deutsche AIDS-Stiftungstatt, zu deren Konzert-Glanzlichtern unter musikalischer Leitung von Ivan Repušić u.a. Aleksandra Kurzak, Patrizia Ciofi, Elisabeth Kulman und Gregory Kunde beitragen werden.
Zur Premiere der HUGENOTTEN veranstaltet die Deutsche Oper Berlin in Zusammenarbeit mit Deutschlandradio Kultur in ihrem Foyer vom 11. bis 13. November ein Symposion zum Thema „Oper und Religion“. Die Vorträge und die Abschlussdiskussion am Sonntag sind sowohl den religiösen Aspekten im Werk großer Opernkomponisten gewidmet als auch der komplexen Beziehung der Weltreligionen zur Oper. Praktiker wie Marina Davydova undMichael Aizenstadt berichten von den Schwierigkeiten, denen sich Opernmacher in Russland und Israel heute ausgesetzt sehen, Wissenschaftler wie Jan Assmann und Thomas Macho untersuchen die Spuren religiöser Rituale bei Wagner, Verdi und Mozart. In der Abschlussdiskussion am Sonntag streiten – ausgehend von der IDOMENEO-Inszenierung von Hans Neuenfels an der Deutschen Oper Berlin – Barrie Kosky, Christoph Markschies, Milad Karimi und Thomas Macho darüber, ob Musiktheater religiöse Gefühle verletzen darf oder nicht.
Für Kinder ab 6 Jahren gibt es im November (Premiere: 4.11.) ein neues Musiktheater: DAS GEHEIMNIS DER BLAUEN HIRSCHE mit Musik von Georg Friedrich Händel und Neukompositionen von Sebastian Hanusa. Regie führt die in Sachen des Kinder- und Jugendtheaters äußerst versierte Niederländerin Annechien Koerselman. Die Geschichte über ein ungleiches Geschwisterpaar, das sich in seinen Traumwelten begegnet und auch in der Realität immer besser verstehen lernt, wird erzählt, gesungen und gespielt von einem Puppenspieler, einer Sängerin und zwei Musikern.