Alle zehn Jahre fallen die Documenta und die Kunstbiennale Venedig zusammen. Aber auch Berlin, die Niederlande, Wien und Wittenberg haben etwas zu bieten: die Top-Ausstellungen der Saison.
Alle zehn Jahre passiert es wieder, da fallen Documenta, die Biennale in Venedig und die Skulptur-Projekte in Münster zusammen. Kunst-Afficionados müssen viel reisen, um alles zu sehen, 2017 sogar noch mehr, denn Adam Szymczyk, Chef der Documenta 14, hat Athen zum gleichberechtigten Standort erklärt: Dort wird am 8. April die international wichtigste Ausstellung zeitgenössischer Kunst eröffnet, am 10. Juni folgt Kassel.
Die hessische Stadt muss aber nicht fürchten, abgehängt zu werden. Die Documenta verzeichnet steigende Zahlen, zuletzt kamen 860 000 Besucher nach Kassel. Diesmal werden noch mehr erwartet. Allerdings machen sich viele schnell auf die Weiterreise, denn zeitgleich eröffnen in Münster die Skulptur-Projekte und fünf Tage später die Messe Art Basel. Die Biennale in Venedig ist dann schon in vollem Gange, sie beginnt am 13. Mai. Umso dichter folgen die beiden anderen wichtigen Biennalen in Istanbul und Lyon (16. und 20. September).
Neben den Großevents im Superkunstjahr gibt es eine ganze Reihe hochkarätiger Ausstellungen. Den Januar können Berliner noch nutzen, um ihre Pläne für die Ferne zu schmieden, denn das PotsdamerMuseum Barberini, das mit Impressionisten und Klassikern der Moderne eröffnet (23.1.), ist mit der S-Bahn zu erreichbar.
Im Februar steht dann die erste Jubiläumsschau an: Das Gemeentemuseum in Den Haag feiert die holländische Kunstbewegung De Stijl, die vor 100 Jahren mit der Gründung der gleichnamigen Zeitschrift begann (11.2.). Vor einem Jahrhundert fand auch die russische Revolution statt. Wer dieses Datum mit einem Ausstellungsbesuch begehen will, kann das im Oktober in Berlin tun. Das Deutsche Historische Museum erinnert an das Ereignis mit einer Schau, die auch die Folgen der Revolution für andere Staaten beleuchtet (20.10.).
Das größte Jubiläum 2017 wird mit dem Thesenanschlag Luthers vor 500 Jahren zelebriert. Natürlich gibt es auch dazu Ausstellungen, historische wie zeitgenössische. Im Alten Gefängnis in Wittenberg zeigen 60 Künstler, wie sie aus heutiger Sicht Mut und Bekennertum des Reformators interpretieren (19.5.). Natürlich feiern sich die Museen auch selbst. Vor 150 Jahren wurde das Kunstgewerbemuseum Berlin gegründet, das erste seiner Art in Deutschland, – gedacht als Instrument, um auf den „Geschmack“ des Publikums erzieherisch einzuwirken (1.7.).
Und die großen Solo-Shows? Kleine Auswahl: Die Fondation Beyeler in Basel huldigt Claude Monet (22.1.), Frankfurt am Main René Magritte (10.2.), das Museum Ludwig in Köln Otto Freundlich (18.2.), die Tate Britain in London David Hockney (9.2.), der Hamburger Bahnhof in Berlin Rudolf Belling (8.4.), die Bonner Bundeskunsthalle Ferdinand Hodler (8.9.), die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf Marcel Broodthaers (4.3.).das Kunsthistorische Museum in Wien Peter Paul Rubens (17.10.) und das Museum Thyssen-Bornemisza in Madrid Sonia Delaunay-Terk (4.7.). Und die Berlinische Galerie will endlich die Wertschätzung für Jeanne Mammen steigern, der Chronistin der zwanziger Jahre (6.10.).
Auch die Themenausstellungen locken reichlich Publikum an: Das Mauritshuis in Den Haag lädt mit Slow Food zu visueller Schlemmerei vor den gedeckten Tafeln auf den Stillleben des 17. Jahrhunderts (9.3.), )Das spanische Museum Thyssen-Bornemisza schwelgt mit Tizian, Tintoretto, Veronese von der Renaissance in Venedig (20.6.). Das charmanteste Thema hat sich das Berliner Bröhan-Museum reserviert, mit einer Schau zum Kuss (15.6.). Die Kunsthalle Bremen widmet sich mit Der blinde Fleck dem Kolonialismus. und versucht damit, auch seiner eigenen Geschichte auf den Grund zu kommen. Die Vorarbeit dafür leistete übrigens das DHM im vergangenen Jahr. Die dortige Ausstellung zum Kolonialismus läuft noch bis 14. Mai. Ein Trost bei all den Eröffnungsterminen: die oft lange Laufzeit. Manche Ausstellung währt bis 2018.