Konzertsaison 2017/2018 – Berliner Philharmoniker

Sir Simon Rattles letzte Spielzeit

Sir Simon Rattle
(Foto: Monika Rittershaus)
 

Eine Ära geht zu Ende bei den Berliner Philharmonikern. Mit der Saison 2017/18 endet nach 16 Jahren die Amtszeit von Sir Simon Rattle als Chefdirigent des Orchesters. In der Philharmonie und in der Digital Concert Hall stehen Konzerte auf dem Programm, die vielfältige Rückblicke auf die Höhepunkte dieser Jahre ermöglichen. So ist in einer Aufführung des Oratoriums Die Schöpfung noch einmal der gefeierte Haydn-Dirigent Rattle zu erleben, der außerdem mit Schumanns Das Paradies und die Peri eines seiner Lieblingswerke des romantischen Repertoires präsentiert. Erneut zu hören  die Vervollständigung von Bruckners Neunter Symphonie, die bereits 2012 für Aufsehen sorgte, und auch der Strawinsky-Interpret Rattle darf nicht fehlen. Dazu gibt es gemeinsame Auftritte mit künstlerischen Freunden wie Mitsuko Uchida und Daniel Barenboim. Bei aller Rückbesinnung stehen mit Wagners Parsifal und Janáčeks Das schlaue Füchslein auch zwei Opern auf dem Programm, die Sir Simon noch nie mit den Berliner Philharmonikern aufgeführt hat. Konzerte mit Mahlers Sechster Symphonie – mit der er 1987 sein philharmonisches Debüt gab – und in der Berliner Waldbühne beenden dieses große Kapitel in der Geschichte des Orchesters.

Rückblick und Ausblick

Neben Simon Rattle gibt es  auch in dieser Saison wieder viele herausragende Gastdirigenten und Solisten. Einer von ihnen ist Kirill Petrenko, der 2019 sein Amt als neuer Chefdirigent der Berliner Philharmoniker antreten wird. Langjährige Weggefährten des Orchesters wie Herbert Blomstedt, Bernard Haitink, Mariss Jansons, Zubin Mehta und Christian Thielemann stehen ebenso am Pult wie Dirigenten der jüngeren Generation, die erst vor wenigen Jahren ihren Einstand bei dem Orchester gaben, aber schon zu den regelmäßigen Gästen der philharmonischen Konzerte zählen: Daniele Gatti, Alan Gilbert, Daniel Harding, Yannick Nézet-Séguin und Tugan Sokhiev. Neben diesen bewährten Kräften  zwei spannende Dirgentendebüts: der Franzose Alain Altinoglu, Directeur Musical des Théâtre Royal de la Monnaie in Brüssel, und der Russe Dima Slobodeniouk, derzeit Chef des Orquestra Sinfónica de Galicia. Ende Oktober 2017 jährt sich zum 500. Mal der Beginn der Reformation. Die Berliner Philharmoniker gedenken dieses historischen Ereignisses mit der Aufführung von Johann Sebastian Bachs h­-Moll-­Messe unter Ton Koopmans Leitung. Die Solisten der Saison sind u.a. die Pianisten Yuja Wang, Maria João Pires, Daniil Trifonov, Krystian Zimerman, Yefim Bronfman und Lang Lang, die Geiger Gil Shaham, Leonidas Kavakos und Janine Jansen und die Sänger Gerald Finley und Joyce DiDonato. Sein philharmonisches Debüt gibt der Geiger Michael Barenboim, der das Violinkonzert von Arnold Schönberg spielt. Mit dem Ersten Konzertmeister Noah Bendix-Balgley, Solo-Klarinettist Wenzel Fuchs und den Ersten Solo-Bratschern Máté Szűcs und Amihai Grosz präsentieren sich auch vier Musiker des Orchesters als Solisten. Innerhalb der »Tapas«-­Reihe mit Auftragswerken von etwa sechs Minuten Aufführungsdauer servieren die Berliner Philharmoniker »Appetithäppchen« von Georg Friedrich Haas, Unsuk Chin, Brett Dean, Magnus Lindberg, Hans Abrahamsen, Andrew Norman und Jörg Widmann.

Das ganze Spektrum der Kammermusik

Die Kammermusikserien bieten sämtliche Facetten des Musizierens in kleiner Besetzung. Die Ensembles, die in der Reihe Quartett auftreten, sprengen teilweise mit ungewöhnlichen Programmen die engen Grenzen des klassischen Streichquartetts. Den ersten Abend der Serie bestreiten beispielsweise das Armida Quartett und das Modigliani Quartett, um neben Werken von Wolfgang Amadeus Mozart und Johannes Brahms das Streichoktett von Felix Mendelssohn Bartholdy zu interpretieren. Das Berlin Piano Quartet widmet sich der eher selten aufgeführten Gattung des Klavierquartetts. Weitere Gäste sind das Quatuor Ebène, das Philharmonia Quartett und das Auryn-Quartett. Die Reihe Klavier eröffnet die russische Pianistin Anna Vinnitskaya, die mit Kompositionen von Sergej Prokofjew, Claude Debussy und Frédéric Chopin in den Konzerten der Stiftung Berliner Philharmoniker debütiert. Leif Ove Andsnes, Maurizio Pollini und Yuja Wang, die übrigen Interpreten der Reihe, hingegen sind für das philharmonische Publikum bereits gute Bekannte. Yuja Wang wirkt auch in einem Konzert mit, das sie gemeinsam mit Daishon Kashimoto, Erster Konzertmeister der Berliner Philharmoniker, und Solo-Klarinettist Andreas Ottensamer gibt. Das Konzert ist Teil der Reihe Prisma Kammermusik, die sowohl Orchestermitgliedern als auch philharmonischen Formationen wie dem Ensemble Berlin Prag, dem Brahms Ensemble Berlin sowie den Bläsern und den 12 Bratschisten der Berliner Philharmoniker ein Forum für kammermusikalisches Musizieren bietet. Vom Barock bis zur Moderne reichen die Programme der Liederabende Umsungen ─ die Welt der Vokalmusik mit Cecilia Bartoli, Christiane Karg, Artist in Residence Mark Padmore und Michael Nagy. Das Eröffnungskonzert der Serie erinnert mit geistlicher Chormusik von Josquin, Johann Walter, Hans Leo Hassler, Samuel Scheidt, Heinrich Schütz und Johann Hermann Schein an den Reformationstag.

Von Alter Musik bis Jazz

Ebenfalls im Zeichen der Reformation steht das erste Konzert der Reihe Originalklang, in dem das Concerto Melante die damals avantgardistische Gattung des kleinen geistlichen Konzerts vorstellt. Die Liebhaber Alter Musik dürfen sich außerdem auf Les Arts Florissants unter Leitung von William Christie, Les Talens Lyriques und Il Suonar Parlante freuen. Bewährte Serien wie die Konzerte der Karajan-Akademie (ehemals: Orchester-Akademie), die Reihe Jazz at Berlin Philharmonic, der Philharmonische Salon, die Orgelmatineen und die Late Night-Konzerte entführen ihr Publikum in ganz eigene Musik- und Klangwelten abseits des gängigen Konzertbetriebs. Die Gesprächsreihe Der philharmonische Diskurs, die in der vergangenen Saison eingeführt wurde, wird ebenfalls fortgesetzt – mit so prominenten Gästen wie Wolfgang Schäuble, Gero von Boehm, Ton Koopman und Altbischof Wolfgang Huber.