La Sylphide – romantisch und grazil

Das romantische Ballett  La Sylphide hatte in der Vergangenheit zur Premiere in Paris 1832 gleich zwei Besonderheiten: Einmal den Durchbruch des Spitzentanzes zum anderen der erste Auftritt im wadenlangen Tutu der Tänzerin Marie Taglioni. Beides passt hervorragend zu dem romantischen Thema: Sylphid, ein zu dem  Element der Luft zugeordneter mythologischer Naturgeist und die große, irdische Liebe.

taatsballett Berlin La Sylphide von August Bournonville Alizée Sicre Foto Yan Revazov
Staatsballett Berlin La Sylphide von August Bournonville Alizée Sicre Foto Yan Revazov

Das Berliner Staatsballett tanzte in der Deutschen Oper in zwei Akten die bezaubernde Geschichte der La Sylphide.
Schottland. Am Vorabend seiner Hochzeit nickt James in einem Sessel ein und  wird durch die Liebe der Sylphide verzaubert. Hier getanzt von Marian Walter und Luciana Voltolini. Feenhaft leicht umschwirrt sie den Bräutigam, der sie nach seinem Erwachen sucht. Man muss die Geschichte nicht unbedingt vorher gelesen haben, die deutliche Mimik und Gestik der Tänzer*innen erklären alles. Ein pantomimischer Anspruch, den das klassische Ballett in seinen Ursprüngen verfolgte. Als Braut Effi (Elicia Ruben)  mit einem Freund Gurn (Ulian Topo) zu James kommt,  umtanzt sie ihn leidenschaftlich unbeschwert mit ihrer Liebe zu ihm. Alles in einer ländliche Atmosphäre, die die Kostüme und Räume von Marie i Dali perfekt unterstreichen. Während der intensiven Hochzeitsvorbereitungen weissagt die alte Hexe Madge (Aurora Dickie), dass James Effi nicht heiraten wird. James dramatisiert, ist über die Wahrheit  empört und schmeißt die Hexe hinaus. Unsichtbar für die anderen  Gäste umwirbt ihn Sylphide weiter. Grazil und feenanrtig nähert sie sich ihm an, im gleichen Moment entzieht sie sich James aber wieder. Als James nach Zweifeln und Zögern Sylphide ebenfalls seine Liebe erklärt, wird Gurn realer Zeuge. Er berichtet davon der Hochzeitsgesellschaft, die zur Trauung eingetroffen ist. Aber James folgt Sylphide in die Wälder und läßt Effi ohne Jawort und zerbrochen zurück.

Staatsballett Berlin La Sylphide von August Bournonville, Maria Kochetkova, Marian Walter, Foto: © Yan Revazov
Staatsballett Berlin La Sylphide von August Bournonville, Maria Kochetkova, Marian Walter, Foto: © Yan Revazov

Es ist der Widerspruch von Realität und Mythologie, von Traum und Wirklichkeit, der den 2. Akt trägt. Und das ganz in weiß mit herrlich bizarren Waldfeenreigen. In dem romantischen Wald- Bühnenbild entschwindet Sylphide James immer wieder, nachdem er nur zögerlich die Liebe zu der eigentlich unsterblichen Fee erklärte. Die Feen-Schwestern tanzen für ihn und seine Liebe. Er aber verläßt sich auf ein Zaubertuch, dass Sylphide für immer an ihn binden soll. Die Hexe Madge hatte es für ihn gebraut. Damit umtanzt James Sylphide, wirbt verliebt um sie. Wohl wissend, wenn Sylphide ihrer Freiheit beraubt wird, auch ihr Sein endet, entwindet sich Sylphide immer wieder James Annäherungen. Zart, fein und anmutsvoll. Als James das Tuch letztendlich doch um Sylphide legt, sinkt diese in den Armen ihrer Schwestern tod zusammen. Mit feenartiger Leichtigkeit schwebt sie, tod, durch die Lüfte davon. Sphärisch und romantisch. Ins Nichts. Es gibt kein Happyend für James, auch nicht mit Effi, die inzwischen nach James Untreue gewillt ist, Gurn zu heiraten. Schuldig für sein ganzes Unglück spricht James Madge, die dagegen energisch und überzeugend antanzt – bis James zusammenbricht.

Die Musik von Herman Løvenskjold passt sich Schrittfolge, Tänzen und Sprüngen an, sie übernimmt die Dynamik des Geschehens. Die  ur-klassische  Choreografie von August Bournonville, die Schlichtheit und Brillanz des Tanzes, entsprechen dem Konzept des Intendanten Johannes Öhmann. „La Sylphide“ ist ein Ballett, das leider nur etwas über eine Stunde geht. Man hätte auch gern noch länger die Geschichte mit der passenden tänzerischen Atmosphäre der genießen können.

 

LA SYLPHIDE

Es tanzen:
26. Mai 2019: Sylphide: Polina Semionova, James: Alejandro Vireilles
31. Mai 2019: Sylphide: Luciana Voltolini, James: Marian Walter

Romantisches Ballett in zwei Akten von August Bournonville (1836)
Musik von Herman Løvenskjold

Choreographie: August Bournonville
Einstudierung und Inszenierung: Eva Kloborg | Anne Marie Vessel Schlüter | Frank Andersen
Bühne und Kostüme: Marie í Dali
Licht: Ellen Ruge

Solistinnen und Solisten sowie Corps de ballet des Staatsballetts Berlin
Schülerinnen und Schüler der Staatlichen Ballettschule Berlin

 

 Beitragsbild: Staatsballett Berlin, La Sylphide von August Bournonville, Maria Kochetkova,  Fotos: © Yan Revazov