Binz macht es dem Besucher nicht gerade leicht – oder besser gesagt: einfach. Soll es der Blick auf das ruhig-unruhige Meer sein, soll es der Blick auf eine einmalige Bäderarchitektur sein, das Betrachten der Gäste in ihrer schmucklosen touristischen Uniformität, der wechselhafte Angriff auf die Geschmacksknospen, das Schwanken zwischen Verdruss und Genuss. Binz die Vielköpfige, eine Lostrommel ohne Nieten. Gewinner sind sie alle, die herkommen.
Die Kurverwaltung ist bewusst, selbstbewusst, weiß welchen Schatz sie mit Binz hat. Ein Ort mit außergewöhnlicher Architektur, zum Glück in den letzten Jahren sehr schön saniert – eine Schatztruhe aus Leichtigkeit, Klassik, Neobarock und Jugendstil. Dazu aber auch Modernität, die sich – auch wenn es viele Binzer nicht sehen – harmonisch in das Gesamtbild einfügt. Die moderne Kommunikation macht es noch spannender und interessanter, Wissen durch QR Codes, eingescannt und schon erfährt man Wichtiges, Interessantes, Hintergründiges, Anekdotisches. Vergleiche zwischen dem historischen Zustand der Bauwerke, den Zwischenspielen, bis hin zur Gegenwart.
Gerade der Schatz Bäderarchitektur wird natürlich besonders gepflegt und gehegt – das Einbinden von immer mehr Gebäuden, Villen, historischen Orten, Einblicke hinter die Kulissen, ‚offene Villentage‘. Bewusstsein schärfen der Ortsansässigen, für sie Normalität, Alltag – für den Außenstehenden, den Touristen ein optisches Feuerwerk. Nichts ist im Winter verrammelt, Binz ist immer lebendig. Draußen eine intakte Natur, ein Strandleben ohne Körbe, Bars und Bauden – ein Wellness Leben in fast allen Hotels und der Anspruch einer guten Küche für alle Geschmäcker und Portemonnaies.
Kunst und Kultur werden zur Natur- Kleinkunst in der Kurverwaltung, die kleine Bühne Löwenherz mit großer Programmvielfalt, im Kurhaussaal Varietee.
Binz hat auch eine Rüganer Verpflichtung: Romantiker, Abenteurer, Schriftsteller fanden auf Rügen immer ihre Vorstellung und Erfüllung von Sehnsucht, nach Natur und unkompliziertem Leben. Caspar David Friedrich, Clara Schumann, Johannes Brahms, der in Saßnitz seine 1. Symphonie vollendete, Friedrich Schleiermacher, Asta Nielsen, Gerhard Hauptmann, Gret Palucca. Und dann war da auch noch Hoffmann von Fallersleben: er schreibt auf einer Postkarte aus Binz: „Im Entstöpseln des Champagners entwickelte ich eine bewundernswerte Fähigkeit“. Binz ist Champagner mit bewundernswerten Fähigkeiten.