Das Travel Charme Hotel ‚Strandidyll‘ in Heringsdorf – herrliche Stimmungsbilder, die man sehen muss, damit sich die Seele öffnet. Italien pur in Heringsdorf, leichte, verspielte Architektur, hell und licht, ein wunderschöner stimmiger Garten, alte Bäume, die Geschichten erzählen und selbst Geschichte sind. Usedom, magisch musischer Name, eine Symphonie aus Wind, Wellen und Wehmut. Das Haus hervorragend aufgefrischt, noch heller, noch lichter, noch behaglicher. Der Service freundlich, hilfsbereit, zuvorkommend. Der Gast schwebt auf einer Wohlfühlwolke pur. Für mich, auch nach 15 Jahren, noch immer die Nummer 1 in Heringsdorf und auf der Insel. Seit 14 Jahren ist Detlef Kruse dort Direktor und – wie es auf seiner Visitenkarte steht – Gastgeber.
Ein Gespräch zwischen Detlef Kruse und Jürgen Schiller
Bonsaikiefer, weißer 5 Fingerstrauch, Säuleneiche, rosa und lila Rhododendron, Spindelbaum, Sumpfzypresse, Blauschwingel, Lebensbaum, Felsenbirne – woran denken Sie da, wo sind Sie?
In einer mediterranen Umgebung – wo man sich wohlfühlt, wo man Entspannung sucht – man denkt an Urlaub.
Das ist der Garten des Hauses
(ist erstaunt-lacht)- Also, so nah liegt das manchmal, das ist schon erstaunlich. Der Hintergrund, weshalb ich nicht gleich darauf komme, meine Stärke ist nicht die Botanik und irgendwann hatte ich mal die Idee, weil ich auch immer wieder danach gefragt wurde, Schilder dorthin zu stellen. DasTolle war, dass es auch zu Kommunikation geführt hat, Sie (Herr Schiller) haben es aufgenommen und es gibt auch Gäste, die sagen, also dazu gibt es noch eine Untergruppe und das ist schon toll und Urlaub ist ja das, was wir vermitteln wollen.
Lüften Sie das Geheimnis. Wie kommt dieses wunderbare Stück Italien hier nach Usedom?
Die Grundidee kommt eindeutig von unserem damaligen Geschäftsführer und heute Delegierten des Verwaltungsrates, Herrn Guerra, gebürtiger Italiener, der diese Lebensart einfach vorlebt und auch in persona ist und der es gemeinsam mit dem Stuttgarter Architekten Maden hier nach Usedom gebracht hat. Ich glaube, dass das Erfolgskonzept genau in diesem Widerspruch liegt. Damals als ich hier herkam habe ich Heringsdorf immer mit einem blau weißen Fischerkahn verglichen und ich weiß noch genau wie ich damals um die Ecke kam und dachte: ‚wow‘, das ist es. Und dass es richtig ist sieht man ja, es ist vielfach kopiert worden, aber es ist immer noch einzigartig. Manches, wie die Bäume, findet man auch bei Mitbewerbern, aber es macht das gesamte Ensemble aus; es ist: der Baustil, der Garten und die Menschen die darin arbeiten, die das Flair dieses Hauses ausmachen.
2016 existiert das Haus 15 Jahre. Was war optimal und was hat Sie am meisten geärgert?
2001 Ist das Haus eröffnet worden, ich darf es seit 2002 leiten, wir haben die 15. Saison hinter uns. Für mich war es Liebe auf den ersten Blick. Für mich ist auch ein Lebenstraum in Erfüllung gegangen, weil ich mal gesagt habe: für ein Haus hinter der Düne lässt Du alles stehen und liegen und die Chance hatte ich. Es war ein stimmiges Konzept vom Baulichen her und was mich immer begeistert, ist die Form des Gastgebers sein und für Menschen schöne Tage gestalten zu können. Die Voraussetzungen waren bei Travel Charme vom ersten Tag an gegeben. Ich selbst habe mir gesagt: ich mach das nur so lange wie es mir Spaß macht und nicht langweilig wird. Es ist noch nie langweilig geworden und deshalb bin ich noch hier. Natürlich haben die Gäste sehr stark dazu beigetragen, weil sie unser Konzept angenommen haben, was es uns ermöglicht 365 Tage offen zuhaben und jedes Jahr eine erfolgreichere Saison zu gestalten. Aber dazu kommt eben noch die Struktur und die Arbeitsweise bei Travel Charme, es ist ein ruhiges Arbeiten, es ist ein sehr vertrauensvolles Arbeiten, man wird immer wieder mit einbezogen und wenn auf meiner Visitenkarte steht ‚Gastgeber‘, dann ist es auch so. Das Tolle bei Travel Charme ist, dass sich jedes Haus individuell entwickeln kann, wir immer unsere Stärken ausbauen können. Wir machen regelmäßig Positionierungs- Workshops, wo wir uns fragen, sind wir noch auf dem richtigen Weg,schauen uns an was Gästebewertungsbögen sagen, was in Holiday Check steht. Das ist uns wichtig, dazu fordern wir auch unsere Gäste auf, mit uns zu kommunizieren und wenn sie das tun, dann können wir ihnen nur dankbar sein.
Welche Sorgen, welche Hoffnung haben Sie, wenn Sie in die Zukunft blicken.
Man kann sich in der Hotellerie nie sicher sein. Was uns etwas besorgt, ist die Entwicklung der Insel. Ich denke, sie hat kein richtiges und einheitliches Konzept. Solche Themen, wie die Insel als Gesamtheit zu betrachten ist heutenoch immer ein aktuelles Thema – das finde ich nicht gut – der Gast kommt auf diese Insel und es ist immer unser Ziel, zu vermitteln, dass die Insel schön ist. Er soll sich im Haus wohl fühlen und das soll auch das Highlight sein. Wir wollen aber auch vermitteln, dass es im Achterland genauso schön ist, wie am Strand. Man muss aufpassen, wieviel noch gebaut wird. Wieviel Bausubstanz können Orte noch vertragen. Dinge mit denen wir Reklame machen, wie Kaiserbäder, Bäderarchitektur geraten dadurch immer weiter in den Hintergrund. Wir sehen ja selber, dass viele historische Villen, Gebäude die meiner Meinung nach auch hätten erhalten werden können, leider nicht erhalten wurden und dass dann eben der Ferienwohnungsbau gesiegt hat. Das finde ich schade. Ein anderer Aspekt ist natürlich, dass das Verhalten der Gäste sich geändert hat. Wir müssen einfach immer wieder reflektieren, was möchte der Gast, ist der Service, den wir bieten, noch zeitgemäß, ist das Angebot noch zeitgemäß. Leider ist es eben so, dass die Gäste sich weniger Zeit nehmen, auch fürs Essen, für die Erholung. Da muss man sich einfach etwas anpassen und das Profil immer wieder schärfen.
Eindeutig im Vordergrund steht bei unseren Gästen die Zeit zu zweit, die wollen sie gemeinsam verbringen, wollen mal abschalten und da müssen wir auch aufpassen, dass sie das auch richtig tun. Wer kommt und sagt: ich will in fünf Tagen meine Gesundheit und meine Beziehung in Ordnung bringen, das funktioniert meistens nicht. Aus dem Grunde versuchen wir auch immer, einfach für die Gäste da zu sein Wir sagen ihnen das auch, wir spannen einen Bogen, nehmen Sie sich raus was Ihnen gut tut. Wir haben nur Individualgäste im Haus, die Individualität der Gäste hat auch ganz stark zugenommen und darauf muss man sich eben auch einstellen. Was manchmal nicht ganz einfach ist.
Kann man ein Psychogramm des heutigen Gastes skizzieren?
Er ist schon ganz stark fixiert durch Medien, durch Markenpolitik – ich trinke nur noch das, ich esse nur noch das. Ein anderes Beispiel: Unverträglichkeiten, Allergien spielen ja eine immer größere Rolle – ich denke aus der Beobachtung heraus, 75% der Leute, die meinen, dass sie es eigentlich haben, sind gesund. Wir merken es ganz einfach daran, dass er nach dem zweiten, dritten Tag doch irgendwo am Buffet steht – es ist eigentlich nur ein Schrei nach Aufmerksamkeit. Der Gast möchte wahrgenommen werden. Aus seinem Hamsterrad, dem Alltag kommt er raus, kommt dann hier her und möchte wenigstens für den Aufenthalt die Hauptrolle spielen, möchte wahrgenommen werden – aber das hat mit dem Eigentlichen nur wenig zu tun. Ich freue mich dann immer, wenn solche Gäste am Buffet stehen und alles vertragen. Wir sind aber natürlich auf alles eingestellt, ich möchte nichts zurückweisen oder negieren, da ist der Küchenchef entsprechend vorbereitet und diese Gäste können genau so gut bewirtet werden.
Die Personalsituation in der Branche ist katastrophal. Gibt es noch Leute, die kommen und sagen, das ist ein Job, den ich gerne mache?
Also die gibt es – davon bin ich 100% überzeugt – es ist nur das Suchen nach der Stecknadel im Heuhaufen. Ich denke auch, dass die Rolle des Arbeitgebers immer wichtiger wird, ich denke, dass Menschen immer gerne im Team arbeiten werden diesen Teamspirit muss man vermitteln können, man muss sie als Persönlichkeiten achten. Wir haben – Gott sei Dank – auch viele polnische Mitarbeiter, ungefähr ein Drittel, die natürlich einen Mangel an Warenwissen haben, an Warenwirtschaft, an Kenntnissen- aber die müssen wir ihnen auch vermitteln. Wir stellen fest, dass die, die dann kommen auch bleiben. Also ich gebe die Hoffnung eigentlich nicht auf, aber es ist natürlich immer schwerer Leute auf diese Insel zu bekommen. Ich sage immer, was macht die Insel und da spreche ich die Kommunalpolitik an, um Wohnraum zu schaffen, ein interessantes Lebensumfeld für junge Leute, damit sie nicht nur arbeiten, sich die Wellen angucken oder über die Düne schauen. Wichtig sind Begegnungsstätten, ob das nun eine Disco ist, ein Kino- das sind alles Dinge, die die jungen Leute brauchen und dafür müssen die Gemeinden etwas tun. Was ich immer nicht verstehe: wir als Hoteliers, als Gastronomen ziehen ja diese jungen Leute an und es soll ja auch mal vorkommen, das sich eine Kellnerin in den Koch verliebt, dass sie auch mal ein Nest bauen wollen, aber dann müssen sie es auch irgendwo bauen können. Das ist so unser Thema. Ich glaube schon, dass man das attraktiv gestalten kann. Wir haben natürlich das Glück mit Swinemünde- aber auch dort hat sich die Situation vollkommen geändert. Wir sehen täglich, was dort entsteht, was so aus dem Boden schießt, das muss ja bewirtschaftet werden und es ist eben auch so, dass einer, der das gut in Deutschland gelernt hat, wieder zurückgeht.