Nach ihren aufsehenerregenden Inszenierungen von Lachenmanns DAS MÄDCHEN MIT DEN SCHWEFELHÖLZERN und Xenakis‘ ORESTEIA führen Regisseur David Hermann und Ausstatter Christof Hetzer nun gemeinsam mit Generalmusikdirektor Donald Runnicles den Janáček-Schwerpunkt an der Deutschen Oper Berlin fort: am 19. Februar hat DIE SACHE MAKROPULOS Premiere, als Emilia Marty gibt Evelyn Herlitzius ihr Rollendebüt. Ladislav Elgr ist als Albert Gregor und Seth Carico als Dr. Kolenaty zu erleben. (Weitere Vorstellungen im Februar am 25. und 28.)
„Es hat mich gepackt. Wissen Sie, das Schreckliche, die Gefühle eines Menschen, der nie ein Ende haben wird. Ein reines Unglück. Er will nichts, er erwartet nichts. Daraus muss etwas werden“, schrieb Leoš Janáček über DIE SACHE MAKROPULOS. Der Komponist, dem man eine große Angst vor dem Sterben nachsagte, der durch den frühen Tod seiner beiden Kinder zutiefst getroffen wurde und der, sofern nur irgend möglich, Begräbnissen fernblieb, widmete sich in einem Alterswerk dem Thema des ewigen Lebens – und verwarf diese Idee als unmenschlich.
Magisch anziehend und abstoßend kalt zugleich ist die berühmte Sängerin Emilia Marty, die einem bereits seit einem Jahrhundert schwelenden Erbstreit mit unerhörtem Faktenwissen eine neue Wendung gibt. Ihre unwiderstehliche erotische Anziehungskraft nutzt sie mit kalter Präzision, da ihr Interesse nicht der Wahrheitsfindung im Prozess, sondern einem eigenen Ziel gilt: Sie muss an die Niederschrift eines alten Rezepts gelangen. Ein an ihr durchgeführtes Menschenexperiment vor über 300 Jahren schenkte ihr ein unnatürlich langes Leben – nun benötigt sie den Trank erneut.
Um ihr Geheimnis zu verbergen, führte sie an verschiedenen Orten und unter wechselnden Namen ein rastloses, aber scheinbar erfülltes Leben. Stets waren ihr Erfolg, Reichtum, Verehrer, Jugend und Schönheit sicher. Und doch muss sie erkennen, dass sie das Wesentliche verloren hat: die Wertschätzung des kurzen, glücklichen Lebensmoments, des menschlichen Gegenübers. Nachdem ihr Streben nur der abermaligen Verlängerung ihres Lebens galt, begreift sie letztendlich, dass die Begrenzung des Lebens dieses erst einzigartig, unwiederbringlich und lebenswert macht.
Am 29. Februar laden wir herzlich zur konzertanten Premiere von Vincenzo Bellinis I CAPULETI E I MONTECCHI mit Joyce DiDonato als Romeo ein. Die unglückliche Geschichte von Romeo und Julia, die sich in Verona zugetragen haben soll, ist vor allem durch die Tragödie von Shakespeare bekannt. Es gibt aber auch von Shakespeare unabhängige Dramatisierungen des Stoffs. Ein heute fast vergessener italienischer Tragödiendichter ist Luigi Scevola, auf dessen „fünfte Tragödie“ „Giulietta e Romeo“ das gleichnamige Libretto von Felice Romani zurückgeht, das dieser 1825 für Nicola Vaccai schrieb und 1830 für Vincenzo Bellini umarbeitete. Für die Uraufführung in Venedig wählten die Autoren zur Unterscheidung von der älteren Oper den Titel I CAPULETI E I MONTECCHI.
Lange Jahre führte die Oper ein Schattendasein, aber in den letzten 40 Jahren nahmen sich viele berühmte Mezzosopranistinnen der Partie an: Janet Baker, Marilyn Horne, Agnes Baltsa, Vesselina Kasarova, Elīna Garanča. Joyce DiDonato gab ihr umjubeltes Debüt als Romeo 2008 in Paris und sang ihn später in einer Neuproduktion der San Francisco Opera. Als Giulietta steht ihr Venera Gimadieva zur Seite, die musikalische Leitung liegt in den Händen von Paolo Arrivabeni. Weitere Vorstellung am 3. März.
David Aldens und Donald Runnicles‘ hoch gelobte Interpretation von Benjamin Brittens PETER GRIMES kehrt am 7., 11. und 18. Februar zurück auf den Spielplan der Deutschen Oper Berlin. Wie schon in der Premiere im Januar 2013 übernehmen Christopher Ventris die Titelpartie, Michaela Kaune die Partie der Ellen Orford (am 18. Februar: Judith Howarth) und Markus Brück den Balstrode.
Ebenfalls für drei Vorstellungen steht am 26. Februar, 5. und 11. März Philipp Stölzls Inszenierung von Wagners RIENZI mit Torsten Kerl in der Titelpartie, Martina Welschenbach als Rienzis Schwester Irene und Daniela Sindram als Adriano wieder auf dem Programm. Die musikalische Leitung der Wiederaufnahme übernimmt Evan Rogister.