Tatsächlich, die touristische Toscana ist weiblich. Für ihre Gäste hat die Provinz ein neues, touristisches Programm erarbeitet: „La Toscana delle Donne“. Hierbei stehen unterschiedlichste Frauen im Mittelpunkt, die die Toskana charakterisieren, in der Vergangenheit und Gegenwart. Projektkoordinatorin Clara Svanera präsentierte anlässlich der ITB in Zusammenarbeit mit Toscana Promozione Turistica und der Agentur Anette Rietz, DLC destination lifestyle communication – Tourism Promotion & Events das neue Konzept dieser eindrucksvollen, touristischen Initiative.
Die DNA der Toskana
„Ein Land mit weiblichen Zügen, die Toskana, emanzipiert wie ihre etruskischen Vorfahren, willensstark wie die pfälzische Kurfürstin, die ihr Erbe bewahrte und harmonisch wie die Kunst der Renaissance, in ihrer höchste n Gestalt“, veranschaulicht Clara Svanera die Weiblichkeit der Region. Erst seit dem 18. Jahrhundert reisten Frauen selbständig durch Italien, meistens in die sicheren Gegenden um Florenz und Siena. Ganz normal touren heute Frauen selbstbewusst und selbständig durch die ganze Welt.
Und hier setzt das Konzept „La Toscana delle Donne“ an.
Eine Brücke zwischen Frauen der Toscana und den Touristen der Toscana zu bauen. Verbindungen zu schaffen, nicht mehr das bloße, touristische Durchreisen durch die Region, sondern die Reisenden lernen Menschen kennen. Frauen, die die Toscana mit ihrem unternehmerischen Handeln prägen, ob in der Gastronomie, der Hotellerie, dem Handwerk oder der Landwirtschaft und Agrikultur. Reisende bekommen die Gelegenheit, bedeutende und engagierte Frauen kennenzulernen, die wiederum die Touristen auf ihrer Reise intensiv begleiten. Es entstehen dabei ganz besondere Momente der Begegnung und des gegenseitigen Kennenlernens. Garantiert nachhaltig.
Frauentourismus mit einer Werte-Charta
Grundlage für die gemeinsame, zu verbringende Zeit ist eine verabschiedete Wertecharta. Sechs Werte, die DNA der Toskana, damit Gäste der Toscan sich wie zu Hause fühlen.
Authentizität, Empathie und Wohlbefinden, Gastfreundschaft, Sicherheit, Treffen und Zusammenarbeit, Nachhaltigkeit und bewährte Praktiken.
Diese Werte wurde mit Frauen aus der Vergangenheit verbunden, die diese Werte gelebt haben:
Fortunata Sulgher Fantastici, eine 1755 geborene Dichterin aus Livorno – Authentizität;
Florence Nightigale, geboren in Florenz und Mutter der modernen Pflegewissenschaft, – Sicherheit;
Caterina de‘ Medici Gastfreundschaft und Einfühlungsvermögen;
Simonetta Vespucci, eine der berühmtesten Damen der Renaissance, geliebt von Lorenzo de‘ Medici, – Wohlbefinden;
Luisa di Stolber Gedern, emanzipierte Seele und Schöpferin literarischer Salons, – Begegnung und Zusammenarbeit;
Anna Maria Luisa de‘ Medici, die die Rettung eines großen Teils des florentinischen Kunsterbes sicherstellte, – Nachhaltigkeit.
Weibliche Seelen von Florenz
Eine beispielhafte Frauen Tour der Geschichte präsentierte Clara Svanera mit derToskanischen Hauptstadt, der vielbereisten Stadt Florenz.
Der Spaziergang „Vom Renaissance-Hof bis zur Kunst der Lithographie“ umfasst Stationen von vier Frauen verschiedener Epochen, die die Geschichte von Florenz geprägt haben.
1.Auf den Spuren von Eleonora da Toledo (1522 – 1562)
Eine Frau mit unternehmerischem Weitblick und einer Leidenschaft für Kunst und Mäzenatentum. Vom Palazzo Vecchio, zum Oltrano, dem Palazzo Pitti, den Boboli-Gärtenmit seltenen Blumenarten. Der Garten ist Teil des Weltkulturerbes der UNESCO im Rahmen der Medici Villen und -Gärten.
2. Von Angesicht zu Angesicht mit Anna Maria Luisa de‘ Medici (1667-1743)
Sie sorgte dafür, dass die Kunst- und Kulturschätze der Familie niemals abgetreten oder verkauft werden durften, sondern in der Toskana verbleiben sollten. Im Museo del Tesoro dei Granduchi im Pitti-Palast wird ihr Schmuck aufbewahrt.
3. Im Salon der florentinischen Romantik von Elisabeth Barrett (1806-1861)
Auf dem Piazza San Felice 8 lebte und starb die berühmte britische Dichterin Elizabeth Barrett Browning (1806-61). Sie kam aus London, weil sie aus der Ehe mit Robert Browning floh. Das Hauptgeschoss des Hauses ist heute ein Museum.
4. Im Tempel der Lithografien von Maria Luigia Guaita (1912-2007)
Die weibliche Zeitreise in Florenz endet in einer eher zeitgenössischen Ecke. Im Haus einer unkonventionellen Florentinerin, Maria Luigia Guaita, die in den 1950er Jahren nach einer Reise nach Schottland die Kunst der Lithografie entdeckte und wie danach ihre Druckerei in eine Schmiede für aufgeklärte Künstler (Soffici, Carrà, Severini, Picasso, Guttuso) verwandelte. Sie wird „il bisonte“ (der Bison) genannt und ihr Enkel, dem die lebenden Erinnerungen anvertraut sind, arbeitet noch immer dort.
Das Beispiel zeigt einen weiblichen, historischen Bezug der Toscana. Inzwischen gibt es eine Vielzahl von Frauen, die ihr Leben und ihre Geschichten mit Reisenden aus aller Welt teilen wollen. Ganz individuell, ganz privat. Wobei die Initiative „ Le Toscana delle Donne“, eine Reise in ein sensibles Land mit souveränen Gastgeberinnen, Männer definit nicht ausschließt.
Artikelfoto: Frauenreisen- via-francigena-toscana-tappa-abbadia-isola-monteriggioni @ciclica 4179