Fernab vom heißen Sommer und quirligem Touristenrummel lohnt ein kleine Besuch der Insel Usedom. Jetzt, im Herbst, vor Weihnachten, zeigt sich die Insel in einer ganz besonderen Atmosphäre – Ruhe, kein langweiliges Wetter, ersklassige Hotellerie sowie kulinarische und kulturelle Highlights laden zum wirklichen Entspannen ein.
Erholung & Wohlfühloasen
Es ist Spätherbst auf der Insel Usedom und es hat aufgehört zu regnen. Ein Blick auf den Strand von Ahlbeck zeigt, dass sich das Ostseebad bereit für den Winter macht. Weihnachten naht.
Die letzten Strandkörbe werden vom Strand geholt, Kinder lassen ihre Drachen steigen und Eltern pausieren bereits am Glühweinstand. Auf der See-Promenade bummeln Spaziergänger und auf der Seebrücke lassen sich Gäste noch vom nachlassenden Nord-Ost Wind durchpusten. All das gesehen von einem Premium-Standort. Nein, nicht aus dem gemütlichen Hotelzimmer, sondern aus dem Infinity-Außenpool des Hotels „Das Ahlbeck Hotel & Spa“ in Richtung Ostsee.
Einmalig für die Insel, sagt Hoteldirektorin Petra Bensemann und man sieht ihr den Stolz auf dieses Highlight an. Mit Recht. Während die Ostsee mit ihrer tosenden Gischt und 10 Grad nicht gerade zum Baden einlädt, hält man es hier bei 20 Grad Wasser- und schon fast winterlichen Außentemperaturen gut aus. Auch in der Dunkelheit beleuchtet entwickelt sich in dem 41m² großen Becken ein besonderer Charme, wenn Meer und Himmel in einem einheitlichen Schwarz in einander übergehen und die Sterne zu leuchten beginnen.
Aber das ist nicht die einzige Wohlfühloase des Hotels. „Auf unserem 2000 m² großen Spa- und Wellnessareal befinden sich eine finnische Sauna, ein Dampfbad sowie zwei Panorama Saunen und eine Infrarotkabine mit Meeresblick. Ein ganz besonderer Shower-Walk mit (künstlichem) Gewitter wird durch unterschiedliche Duscharten zu einem Erlebnis,“ so Petra Bensemann.Wer den Strand dann doch vermisst, träumt auf einer speziell erwärmten Sandliege vom Sommer.
„Kinder wollen es etwas turbulenter und für sie bieten wir täglich zwei Kinderspritzstunden in unserem 6,5 × 20 m großen Indoor-Schwimmbecken an. Sie genießen ihre „Spritz-Zeit“ immer sehr intensiv.“ Aber auch angebotene Kosmetikbehandlungen oder Anwendungen im Wellnesshaus des Hotels nutzen inzwischen die „Kleinen“.
Den Teilnehmern dieser Journalistenreise wurde aus dem großen Hotel-Spa-Programm eine Muschel- oder Bernsteinseifenmassage angeboten. Beides verlockend. Die Entscheidung für die Muschelmassage war perfekt. Laura Studier massiert gekonnt den Rücken mit warmen Muscheln.
Angenehm und lockernd für Körper und Seele. Wellness macht Appetit. Entspannt kehrt man in sein Hotelzimmer zurück, um sich auf den Restaurantbesuch vorzubereiten. Aber die modern und gemütlich eingerichteten Zimmer verlässt man nicht so leicht. Von hier aus wieder ein träumender Blick auf die Seebrücke oder Promenade. Oder auf das verlockende, bequeme Bett.
„Das Ahlbeck“ & Kulinarisches
Das Hotel direkt an der Strandpromenade, eröffnete 2006. Seit Sommer 2007 leitet Petra Bensemann das Hotel und forcierte den Anbau 2018/2019 mit den großen Wellnessbereichen, neuen Ladengeschäften und weiteren 28 Zimmern. Insgesamt verfügt das Hotel über 77 Zimmer und Suiten.
Von den 40 Doppelzimmern des Hotels sind 38 mit einem Kamin ausgestattet. Kaum ein Zimmer gleicht dem anderen, denn durch den Neu-Anbau 2019 entstanden unterschiedliche architektonische Zimmer-Varianten. Gäste haben so die Möglichkeit, aus 28 verschiedenen Zimmerkategorien zu wählen.
Auswählen heißt es auch im Hotel-Restaurant „Düne 48“, wenn die beiden Küchenchefs Daniel Schnitzer und Danilo Bernstein ihre Kreationen am Frühstücksbüfett oder á la Carte präsentieren. Frische Zutaten, regionale Produkte und die Suche nach Neuem gehören zu ihrem Rezept. „Wir sind die Suppe“, sagt Petra Bensemann, und meint die Beteiligung ihres Hauses mit einer exklusiven Suppe an dem jährlichen Event „Grand Schlemm“ am Strand der Kaiserbäder. Die kulinarische Strandwanderung von Ahlbeck über Heringsdorf nach Bansin hat sich inzwischen zu einer kulinarischen Institution entwickelt. Die Besten Gastronomen der Kaiserbäder dürfen dabei sein.
Das Hotel-Restaurant ist offen auch für Nicht-Hotelgäste und wird auch auf Grund des Angebots vegetarischer Speisen gut besucht. Früh morgens zieht verführerisch der Duft von frischen Backwaren durch das Haus. Spätestens dann wissen die Gäste, dass frische Brötchen und Brote vom “Ahlbäcker“ auf dem Frühstücksbüfett liegen. Eine Backware aus der hoteleigenen Bäckerei. Sie ist so begehrt, dass abreisende Hotel-Gäste „Das Ahlbeck“- ein besonderes, nach traditionellem Rezept gebackenes Brot, sowie andere hauseigene Backwaren zum Mitnehmen bestellen.
Insel-Fisch & Wild
Was wäre ein Ostseeurlaub ohne Fisch probiert zu haben. Am besten man isst ihn gleich gegenüber vom Hotel am Strand in Uwes gemütlicher Fischerhütte oder in der Alten Fischerhalle. Geräuchert oder fangfrisch.
Der Bedarf ist groß. Aber so gut sieht das für die Usedomer Fischer nicht aus, die Nachfrage nach regionalem Fisch zu bedienen, berichtet Uwe Krüger. In dritter Generation ist er Inselfischer und sieht den Beruf als Fischer durch die Politik gerade gefährdet. Durch EU-Fangquoten können immer weniger Fischer von ihrem Beruf leben. Die bekannten Usedomer Heringswochen werden längst nicht mehr nur mit Usedomer Heringen, dem eigentlichen „Brotfisch“ der Insel, beliefert. Gefischt werden Alternativen wie Dorsch und Zander aus dem Achterwasser.
Seine zwei Boote am Strand von Ahlbeck entwickelten sich zu begehrten Fotomotiven. Aber er will seine Fischerboote auf dem Wasser sehen. Deshalb setzt er sich intensiv für die Erhaltung der Fischerei an der östlichen Ostseeküste ein. Für junge Leute sieht Uwe Krüger kaum eine Berufsperspektive als Fischer. Seinem jungen Enkelsohn liegt das Fischen im Blut. Krüger überlegt aber noch, ob er dem Jungen raten soll, Fischer als Beruf zu ergreifen.
Etwas andere Möglichkeiten bietet der Wald den Förstern und Jägern auf der Insel. Felix Adolphi, der Leiter des Forstamtes Neu Pudagla, erläuterte anlässlich der „Wildwochen auf Usedom“ die Aufgaben der Usedomer Förster. Der Wald braucht nicht nur Pflege und Hege sondern, ein Gleichgewicht zwischen Wildbeständen und Wald. Das heißt für Konsumenten frisches Wildbret. Das und andere heimische Produkte in Bio Qualität boten Jäger und Imker auf dem Hof des Forstamtes gleich zur Verkostung an.
Usedomer Bäderbahn
Im Vorstand des Tourismusverbandes der Insel engagiert sich Petra Bensemann seit Jahren. Ein Ziel ihrer Arbeit sieht sie auch darin, den Urlaubern Alternativen zu ihrem Auto auf der Insel zu bieten. Damit sollen die staugefährdeten Usedomer Straßen entlastet, der CO2 Ausstoß vermindert sowie die Nerven der Urlauber geschont werden. Für Ihre Hotelgäste hat sie das Ziel erreicht. Sie erhalten beim Einchecken ein Kärtchen, mit dem sie mit den öffentlichen Verkehrsmitteln quer über die Insel fahren können. Die Inselfahrkarte für Bus & Bahn der Usedomer Bäderbahn (UBB) ist für Gäste des Hotels „Das Ahlbeck“ for free. Dass soll nicht heißen, kilometerweite, ausgiebige Strandwanderungen – auch mal hart gegen den Wind – auszulassen. Aber auf dem Rückweg z.B. im Dunklen, kann man gut den Bus nehmen.
Denkmal-Landschaft in Peenemünde
Die UBB-Karte erweitert ungemein den Radius, die Insel entspannt zu entdecken. Auch Peenemünde, am anderen Ende der Insel. Durch den Bau der verheerenden V1 und V2 schrieb der Ort Geschichte. Das gesamte Objekt, jetzt Historisch-Technisches Museum Peenemünde, präsentiert die verhängnisvolle Entwicklung einer Hochtechnologie während der Nazizeit.
Der Missbrauch von wissenschaftlichen Erkenntnissen mit dem verbrecherischen Ansatz der Anwendung, an der fast 12 000 Menschen mitgearbeitet haben. Thomas Köhler, Historiker und Archivar des Museums, will Besuchern nicht nur die Historie vermitteln, sondern schafft in seiner Führung auch einen zeitgemäßen Bezug zur Aufarbeitung der Geschichte. Peenemünde entwickelte sich zu einer Denkmal-Landschaft mit einer modernen Auseinandersetzung der Vergangenheit. Gerade gab es im Rahmen einer Diskussionsrunde im Museum Peenemünde eine Videobotschaft der UN-Weltraumorganisation UNOOSA zur friedlichen Nutzung der Raketentechnologie. Aktuell ist die Sonderausstellung „Krieg oder Raumfahrt? Die Versuchsanstalt Peenemünde in der öffentlichen Erinnerung seit 1945“ zu sehen.
Inselkultur & Süßes
Die Insel Usedom wirkt entspannt, zwischen den Sommern. Zu den Feiertagen wird sie zur „Weihnachtsinsel“. Sylvester strömen dann die Gäste an den Strand, um die imposanten Feuerwerke der drei Kaiserbäder zu verfolgen. Zwischendurch immer wieder Momente des Innehaltens, um die Ostsee und die Insel mit seinen verborgenen Kleinoden auf sich wirken zu lassen.
Ein Mus und wirkliches Highlight der Insel, zusätzlich zum Museum-Atelier Otto Niemeyer-Holstein, ist der Besuch der kleinen Evangelischen Kirche St. Petri in Benz auf Usedom. Vielleicht erinnert man sich ja an Kirchenmotive, die Lyonel Feininger malte. Eins seiner beliebten Motive auf Usedom war eben diese Kirche in Benz aus dem 15. Jahrhundert, die durch Feiningers Arbeiten große Bekanntheit erlangte.
Unweit der Kirche hat in einem kleinen, reetgedeckten Haus die Malerin Susanne Werth ihre Galerie eröffnet. Keine eigentliche Insulanerin, aber eine Norddeutsche, aus Bremen.
Mit viel Engagement, Persönlichkeit und Power bietet sie in ihrer Galerie Malern, Fotografen, Zeichner sowie Kunsthandwerker eine Plattform. Sie will Menschen zusammen ins Gespräch bringen, und da kommen die Künstler auch weiter her, aus dem Schwarzwald oder Weimar.
Powerfrauen sind auf Usedom scheinbar angesagt. Wer es auf einer Inseltour zwischendurch, am Anfang oder Ende, Herzhaftes oder Süßes, auf alle Fälle qualitativ hochwertiges und das im gemütlichen Ambiente genießen möchte, muss bei den beiden jungen Unternehmerinnen Alina Bull und Sonja von Malzahn in Lütow Ortsteil Neuendorf Halt machen.
Das „Cafè Seelchen im Garten“ ist die Verführung pur. 20 verschiedene Torten sind im Portfolio, auch Nugattaler, Aprikose-Streusel-Kuchen, Obstplunder und, und, und. Alles Hand Made. Eine köstliche Entdeckung nach der anderen. Dazu ausgesuchte Teesorten und eine gut schmeckende Kaffeevielfalt. „Wir bieten eine Bohnen- Eigenmarke aus Geifswald an, immer frisch geröstet.“
Alina Bull ist Inselkind, Barista und somit Fachfrau vor Ort. Das Konzept der beiden jungen Frauen scheint klar: Individualität gepaart mit Qualität. Die Kunden stehen hier mit ihren Wünschen geduldig an. Freundlich und lächelnd wird jeder Gast bedient, auch wenn dieser manchmal etwas unschlüssig auf Grund der vielfältigen Möglichkeiten wirkt. Wenn es passt, kommt auch ein Schwätzchen dazu, oder später, wenn alle zufrieden und genießend am rustikalen Tisch sitzen.
„Manchmal schenken uns Kunden ihre guten, alten Sammeltassen, die bei uns wieder zum Einsatz kommen. Oder sie bringen uns ihre Rezepte, die wir dann ausprobieren und nachbacken,“ erzählt Sonja von Malzahn, die erst Anfang des Jahres aus Südafrika auf die Insel gekommen ist. Beide Frauen hat ursprünglich die Mode auf Usedom zusammengeführt und nun gehen sie gemeinsam den Kaffeehausweg.
Eine beeindruckende Insel mit beeindruckenden Menschen. Sie sind es, ob Mitarbeiter oder Gäste, Inselkinder oder Touristen, die auch immer wieder Hoteldirektorin Petra Bensemann faszinieren.
Und nicht zu vergessen – das Meer, egal bei welchem Wetter.
Weitere Informationen:
www.das-ahlbeck.de
www.uwes-fischerhuette.de
www.wald-mv.de/Forstaemter/Neu-Pudagla
www.museum-peenemuende.de
www.kirche-auf-usedom.de
www.galerie-werth.de
www.gnitzer-seelchen.de
www.kaiserbäder-auf-usedom
www.feininger-radtour
Die Tour fand mit unentgeltlicher Unterstützung der o.g. Partner statt. Artikelfoto: Seebrücke Ahlbeck, Fotos & Text: © G.Berndt, Hotelfoto: „Das Ahlbeck“ Manfred-Felder