Erstes Fürst Pückler-Kochbuch

Zwei außergewöhnliche Kulinariker in Branitz bei Cottbus: Hermann Ludwig Heinrich Fürst von Pückler (1785 – 1871) und Küchenmeister Tim Sillack. Der erste von beiden, Landschaftsarchitekt, Dandy und Reisender, ließ sich im 19. Jahrhundert in seinem Schloß Branitz bekochen, der zweite kocht selbst im gerade restaurierten Cavalierhaus, im Hier und Jetzt am Schloß Branitz. Beide verbindet die Leidenschaft für gutes Essen, die Liebe und die Qualität zu den Produkten, die auf die Teller und in die Gläser kommen. Zwei Gourmets durch und durch in zwei verschiedenen Zeiten.Beide begaben sich international auf Reisen; der Fürst nach England, Griechenland, Ägypten und in den Nahen Osten, Tim Sillack nach Kanada, Amerika, Australien und Europa, genossen vor Ort und holten sich für ihre kulinarischen Genußerlebnisse für „zu Hause“ die entsprechenden Inspirationen.

Genusserlebnisse
„Fasanenpastete mit Trüffeln für Josephine“,Foto aus o.g. Buch, Foto: gab

Jetzt entstand genau aus diesen Genußerlebnissen ein neues, opulenten Kochbuch „Zu Gast bei Fürst Pückler“. Von über 3.500 Menüs aus den fünf überlieferten Tafelbüchern des Fürsten, entwickelte Küchenchef Sillack 65 eigene Interpretationen der historischen Rezepte. Das war nicht ganz einfach, weiß Mitautorin und Kunsthistorikerin Martina Heilmyer zu berichten. Die für Fürst Pückler seit 1854 akribisch geführten Tafelbücher von Wilhelm Heinrich Masser, auch Billy genannt, enthielten genauste Beschreibungen, was es wann, für wen zu speisen gab. Die originalen Rezepte für die Gerichte wurden nicht mit protokolliert.
So mußte in alten Rezeptbüchern geforscht, nachgekocht und ausprobiert werden. Es entstand eine neu interpretierte, aktuelle Pücklersche Rezeptsammlung. Das erste Pückler-Kochbuch. Sillack schuf mit seinem Team aus historischen Rezepten moderne lukullische Highlights. Er berücksichtigte die Eigenkreation des Fürsten «Kartoffeln à la Semilasso», offerierte „Fasanenpastete mit Trüffeln für Josephine“, „Wildschwein aus dem fürstlichen Jagdpark mit gestürzten Salat“, „Lausitzer Hefeplinsen“ und „Frische Cottbuser Krebssuppe“u.v.m.

Junges Team im Cavalierhaus Branitz: Küchenchef Tim Sillack und Matti Reichel, Sous Chef, bei der Buchpräsentation im Borchardt Berlin, Foto: gab
Gourmet durch und durch
„Gestürzter Salat für die Muskauer Gärtner“ zur Buchprräsenation, Foto: gab

„Das Beste an mir ist mein guter Geschmack“ sagt Fürst Pückler von sich. Edelste Produkte wie Austern, Trüffel, Aal oder Fasan, dazu Champagner, erlesenste Weine aus Frankreich und renomierten deutschen Weingegenden gehörten beim „Grünen Fürsten“ auf die Speisekarte für seine Gäste.
Und die kamen aus Königshäusern, hatten hohe gesellschaftliche Stellungen, waren Künstler oder Dichter. Aber auch mit seinem Sekretär Billy Masser und seinen Gärtnern pflegte der Fürst zu speisen.
Eine Spezialität „Gestürzter Salat für die Muskauer Gärtner“ basierte auf Salaten, Kräutern und Gewürze aus seinem Hausgarten. Damals dachte der Fürst bereits regional, ließ sich aber durchaus besondere luxuriöse Produkte wie Ameiseneier für seine Papageien, von der Delikatessen-, Weingroßhandlung F.W. Borchardt aus Berlin liefern. 400 Rechnungen bezeugen das im Buch. Auf einem historischen Plakat warb das Geschäft in der Französischen Straße 47-48 damals mit „Sachgemäßer Post- und Bahnversand nach allen Gegenden des Reiches.“ und „Lieferung nur erstklassiger Qualität und dementsprechende Preiswürdigkeit“.

Rechnung F.W. Borchardt, aus o.g. Buch, Foto: gab

Nur Ananas wollte der Fürst für seinen Bedarf allein anbauen, was aber durch das Klima nicht gut gelang. Ananas blieb seine Lieblingsfrucht und zu Ehren dieser exotischen Frucht leuchtet noch heute eine vergoldetet Ananas im Brandenburgischen- auf dem historischen Gewächshaus in der Schlossgärtnerei in Branitz, fast ein Wahrzeichen

Mehr als ein Kochbuch

„Zu Gast bei Fürst Pückler“ als Kochbuch zu bezeichnen, wäre unvollständig. Zwar werden die neu interpretierten Rezepte en Detail, Zutaten, Arbeitsabfolgen sowie wertvolle Tipps beschrieben. Aber zusätzlich dargestellten geschichtlichen Zusammenhänge, die Anekdoten und Besonderheiten der Pücklerschen Gastgeberkultur machen das Buch zu einem lesenswerten Kompendium. Stefan Körner Mitherausgeber und Vorstand der Stiftung Fürst Pückler Museum öffnete sein Haus für ganz besondere, festliche Aufnahmen.

„Frische Cottbuser Krebssuppe“,aus o.g. Buch, Foto; gab

Die Gerichte des Fürsten in seinem ehemaligen, räumlichen Ambiente auf originalem Tafelsilber und Porzellan von Food-Fotografin Marina Jerkovich fotografiert, vermitteln dem Buch eine besondere Ästhetik und Authenzität. Hier trifft historische moderne Kulinarik. Jede Seite des Buches  macht mehr Appetit auf Fürst Pückler, auf sein Schloß, seinen Park, seine Geschichten und vor allem auf seine Tafel- und Gaumenfreuden.

 

Zu Gast bei Fürst Pückler
Stefan Körner, Tim Sillack, Marina Heilmeyer, Stiftung Fürst-Pückler-Museum Branitz (Hrsg.)
Prestel Verlag

ISBN: 978-3-7913-8858-8

Artikelfoto: Cremetörtchen Cavalierhaus mit Erdbeeren aus dem Pleasureobstgarten, das goldene Kügelchen erinnert an die Ananas, Foto: gab