GeldMachtLiebe -Shakespeare und andere Gewalten -Festspiele Zürich

Die Festspiele Zürich widmen sich 2015 vom 12. Juni bis 12. Juli dem Thema „GeldMachtLiebe – Shakespeare und andere Gewalten“. Sie bereiten der Welt des grossen Dramatikers und damit der Welt der Renaissance eine Bühne, auf der es neben Theater auch Oper, Konzerte, Tanz, Ausstellungen, Diskussionen und vieles mehr zu entdecken gibt.
Das Jahr 2015 liegt genau zwischen dem 450. Jahrestag von William Shakespeares Geburt (1564) und seinem 400. Todesjahr (1616). Die Festspiele Zürich nehmen dies zum Anlass, um nicht nur seinen Lebens- und Schaffensweg, sondern auch seine Zeit zu reflektieren. Im Zentrum stehen dabei die wesentlichen Themen des gesellschaftlichen Zusammenlebens in der Renaissance – Geld, Macht und Liebe – mit deren entsprechenden Manifestationen in Shakespeares Werk. Die an den Festspielen beteiligten Kulturinstitutionen legen den Fokus teils auf historische, teils auf zeitgenössische Aspekte dieser allgemein gültigen Themen, um die sich noch heute die Welt dreht. Schon in seinem die Festspiele eröffnenden Festvortrag wird Adolf Muschg die zeitlose Bedeutung des universalen Geistes Shakespeares und seines Werks zum Thema machen.
Über 150 Veranstaltungen von 34 Veranstaltern an 26 verschiedenen Orten in der Stadt widerspiegeln das reiche Kulturleben Zürichs und bieten etwas für jeden Geschmack.
Romeo und Julia und weitere Shakespeare-Stoffe im Opernhaus wie in den Theatern
Die Festspielpremiere des Opernhauses Zürich, Bellinis I Capuleti e i Montecchi, geht auf dieselben italienischen Quellen zurück wie Shakespeares Tragödie Romeo und Julia. Das Schauspielhaus zeigt das Drama im Pfauen in der höchst aktuellen, mit Musik unserer Zeit versetzten, am Hamburger Thalia-Theater entstandenen Inszenierung Jette Steckels. Shakespeares Tragödie Hamlet taucht den Schiffbau in ein Feuerwerk aus Musik und Bildern, wenn die britische Kultband The Tiger Lillies und das dänische Theater Republique zusammenspannen. Im Theater Neumarkt lässt sich Hamlet aus dem Blickwinkel von zwei Nebenfiguren in Tom Stoppards Rosenkranz und Güldenstern sind tot erleben. Shakespeares Sommernachtstraum gibt es nicht nur im Pfauen in der Wiederaufnahme von Daniela Löffners grandioser Schauspielhaus-Inszenierung zu sehen. Als musikalisches Sommernachtstrauma unter dem Titel Mein Freund Puck! präsentiert Dominique Horwitz die Liebesverwirrungen im Theater Rigiblick. Shakespeares Sturm bildet die Vorlage zu einer „Geisterschau des Schweizer Kolonialismus“, die Niklaus Helbling in der Villa Patumbah und ihrem Park mit der Theatergruppe Mass & Fieber inszeniert. Shakespeares Sonette bilden die Folie für Wenn die Liebe nicht mehr das ist, was sie war, eine zeitgenössische künstlerische Auseinandersetzung, initiiert von der Gessnerallee Zürich und der Zürcher Gruppe kraut_produktion um Michel Schröder. Auf Shakespeare’sche literarische Motive werden sich auch die angesagtesten Performance-Poeten in einer Slam-Poetry-Show im Pfauen beziehen. Es gibt etwa 500 Verfilmungen von Shakespeares Werken. Eine kleine Auswahl zeigt das Filmpodium. Nichts weniger als den ganzen Shakespeare hat das ambitionierte Theater Rigiblick im Blick. An einem einzigen Abend führt es seine sämtlichen Werke auf – „leicht gekürzt“, wie sich versteht.
Shakespeare in der Musik und Musik ohne Shakespeare
Shakespeare hat zu allen Zeiten, nicht nur mit Romeo und Julia Komponisten zu Werken angeregt. Tschaikowskys, Mendelssohns und Prokofjews Adaptionen erklingen vom Tonhalle-Orchester Zürich gespielt unter Stabführung von Lionel Bringuier, Gustavo Dudamel und Karlheinz Steffens. Im Zürcher Festspiel-Symposium wird Shakespeares Rolle als Anreger von grosser, zumeist sinfonischer Instrumentalmusik im 19. Jahrhundert reflektiert.
Aufführungen von Shakespeares Theaterstücken sind ohne Musik nicht denkbar. Das zeigt die Zürcher Sing-Akademie mit einem Shakespeare-Programm, das Lieder von Henry Purcell und John Dowland  sowie  Chorkompositionen bis hin zum Jazz erklingen lässt. Musikalisch voll und ganz in das Zeitalter der Renaissance eintauchen kann man am Renaissance-Tag in der Tonhalle. Einen ganzen Tag lang sind Chormusik, Liedkunst und Instrumentalmusik der Renaissance aus England und Italien zu hören und mehr über den historischen Hintergrund in Lesungen und Wortbeiträgen zu erfahren. Hille Perl und ihr Gambenensemble und die Schola Heidelberg sind die Protagonisten. Die von Moods und Museum Rietberg initiierte beliebte Konzertreihe im Sommerpavillon wiederum verwebt dieses Jahr Renaissance-Musik mit Jazz und Improvisation.
Musikalische Höhepunkte der Festspiele sind zweifellos die drei Klavier-Matineen, in denen sich Sir András Schiff den jeweils letzten drei Sonaten von Haydn, Mozart, Beethoven und Schubert widmet. Im Eröffnungskonzert spielt Julia Fischer das Violinkonzert von Beethoven.
Geld, Macht und Liebe in ihren vielfältigen historischen Facetten
Mit Kursen, Diskussionsveranstaltungen, Führungen und vielem mehr beleuchten diverse Zürcher Kultur- und Bildungsinstitutionen unterschiedlichste Facetten des Festspielthemas. „GeldMachtLiebe – Die Welt der Renaissance im Gespräch“ nennt sich etwa eine dreiteilige Veranstaltungsreihe, die uns die Welt der Renaissance in Italien und im England Shakespeares näherbringt; In der Börse Zürich geht es um Geldgeschäfte damals und heute, die Bezüge zwischen Kunst und Macht und Macht und Moral und Machiavellismen im politischen Geschäft über die Zeiten hinweg werden im Rathaus abgehandelt, im Sommerpavillon des Museums Rietberg kommen schliesslich Shakespeares berühmteste Liebespaare in all ihrer Seligkeit zu Wort. Eine prominente Gesprächsrunde (Elisabeth Bronfen, Peter von Matt und Nike Wagner) unter der Leitung von Martin Meyer macht literarische Ausflüge in die Geschichte des Allzumenschlichen und diskutiert im Pfauen „Die Macht der Liebe – und des Gelds“. Eine überwiegend zeitgenössische Künstlersicht präsentiert das Kunsthaus mit der Ausstellung einer privaten Sammlung von Kunstwerken, die sich den Zusammenhängen von Seele, Geist und Körperlichkeit zuwenden – und erzeugt damit „Sinnliche Ungewissheit“.
Sommernachtsträume
Nicht nur die Theater verführen zu Sommernachtsträumen. Im Rahmen von „Oper für alle“ verwandelt das Opernhaus Zürich den Sechseläutenplatz mit einer Live-Übertragung von Aida in ein Freiluftparkett mit sommerlicher Festivalstimmung. Einen besonderen Einfall hat die ZHdK im Toni-Areal. Sie feiert die Sommersonnenwende am 21. Juni um 21:26 Uhr mit einer musiktheatralischen Nachtwanderung auf Shakespeares Spuren. Anna Viebrocks Bühnen(t)räume erhalten eine besondere Würdigung bei der Verleihung des Zürcher Festspielpreises an diese grosse Künstlerin. Die Halle des Hauptbahnhofs wird wiederum für den Sommernachtsball bis in die frühen Morgenstunden zum glamourösen Ballsaal.

Tanzen bis zum Umfallen steht auch auf dem Programm des Abschlussfestes in der Gessnerallee Zürich. Höhepunkt ist As It Empties Out, das bisher grösste eigene Projekt des Tänzers und Choreografen Jefta van Dinther, der mit seinem wilden und extrem physischen Stil international Erfolge feiert. Darauf folgt eine rauschende Party mit Interventionen, Bands und Tanz im rund ums Haus.