Das Vorurteil ist noch immer da. Neulich eine Umfrage: was halten sie von der britischen Küche? Nichts, grauenhaft, Pamps ohne Gloria und – i gitt i gitt – Minzsauce!!!! Auch Branchenkenner oder gute Köche runzeln gern die Stirn, wenn sie auf England und Kulinarik angesprochen werden. Vorurteil und Arroganz. Höchste Zeit, dass dagegen etwas unternommen wird. Ideal der Zeitpunkt zwischen zwei Highlights in Großbritannien: das Thronjubiläum der Queen und die Olympischen Spiel. Ein Mann, sein Spiel, sein Heimvorteil und den Mann akzeptiert die Kochwelt: Jamie Oliver. Sein Angriff auf unser schlechtes Benehmen heißt: Zu Gast bei Jamie – die besten Rezepte aus dem Königreich. Sein Eingeständnis: ich musste mich jahrelang durch die Küchen der Welt kochen, bevor ich verstand, wie großartig unsere eigene Küchentradition ist. Dabei war Großbritannien einmal berühmt für seine reiche kulinarische Tradition, dem Schmelztiegel von Nationen. Die industrielle Revolution, zwei Weltkriege mit Lebenmittelrationierung und der Siegeszug von Fast Food, von Billig- und Fertigkost spülten alles Schöne und Gute in den Orkus. Vergangenheit, Vergessen. Seine Botschaft: wir sind nicht besser. Aber erzählen will er, Geschichten aus der Heimat verbunden mit den entsprechenden Rezepten.
Tradition und Kultur. Üppige Obstgärten, erstklassiges Gemüse, wunderbares Fleisch, ein toller Fischreichtum. Supermärkten bieten das, was bei uns kaum Spezialitätenläden führen. Jamie liebt zwar auch ‚Fish and Chips‘ – und die können schon einmalig schmecken – hier aber sagt er sich: warum nicht einfach mal knusprige Fischküchlein in einem Speckmantel gebraten oder ein sommerlicher Krabbensalat, Krustentierterrine, Rochen in der Pfefferkruste, gebratene Jakobsmuscheln mit Blutwurst und Kartoffel-Rüben-Püree. Da klingt nichts furchtbar, es schmeckt einfach nur furchtbar gut. Oder Lamm und Minze, sicher, nichts gegen zu sagen – aber warum nicht, wie hier im Buch eine Lammhaxe in Guinness oder seine Minzsauce aus frischer Minze, Meersalz, Zucker und Weissweinessig, einfach ein Gedicht. Vorurteile werden einfach weggegessen. Und dann immer wieder die Einflüsse aus dem ehemaligen Empire oder Essenstupfer aus Jamaika oder sogar noch aus dem Römischen Reich, die in England so geliebte und beliebte ‚Meat Pie‘. Übrigens ‚Fish and Chips‘ brachten Einwanderer ins Land, jüdische Immigranten im 19. Jahrhundert!!! Immer wieder kurze, knackige Erklärungen über das Breakfast, die Tradition der Suppen, der Pub Kultur, über den Sunday Lunch, der wunderbaren Gemüsevielfalt. Außerdem kleine Geschichten über wichtige und wertvolle Menschen, über Institutionen, Anbauflächen, Produktinformationen. Die Verbeugung vor den Royals: das Thronjubiläums-Hähnchen, 1953 zur Krönung kreiert als Update eines Hähnchens, das zum Silber Jubiläum von George V. entwickelt wurde. Hier modern und leicht mit vielen Gewürzen, süßen Früchten, frischen Kräutern und spritziger Limette, die Königin-Victoria-Torte, das Empire-Curryhähnchen, ein Aristokratensalat, Kate und Wills Hochzeitspastete.
Und mit Blick auf die Olympischen Spiele für die Sieger einen Champ, ein unglaublich harmonisches, schmatziges, leckeres Kartoffelpüree oder ein Milkman’s gegen Shephard’s Pie. Gourmetherz was willst du mehr. Ich mache mir jetzt eine Leigh- On-Sea-Seezunge und verkünde die Sieger: Jamie Oliver und die englische Küche.
‚Zu Gast bei Jamie – die besten Rezepte aus dem Königreich‘ von Jamie Oliver
Verlag: Dorling Kindersley
408 Seiten
über 500 Farbfotografien
254 x 198 mm, gebunden mit Schutzumschlag
ISBN | 978-3-8310-2035-5 |
EURO | 24,95 [D] 25,70 [A] |
SFR | 35,50 |