Ein faszinierendes Landschaftsdreieck in der Lausitz: der Bärwalder See, Sachsens größter See, im ehemaligen Tagebau; der Lausitzer Frühlingspark und der Tagebau Reichwalde. Fast in der Mitte davon liegt eine kleine Kostbarkeit, die leicht übersehen wird – zwar gibt es einige Hinweisschilder, aber Autofahrer neigen leicht dazu, einfach vorbeizubrausen, an einem Überraschungsgasthof, der Bockschänke.
In den 20er Jahren hatte ein junges Ehepaar einen Traum: Emil Nowke, Fleischer und Imker, und Emma Nowke sehnten sich nach einem eigenen Gasthof. 1925 wurde der Traum Realität. Eine kleine Idylle am Waldesrand, das war ihr ‚Wirtshaus zum grünen Kranze‘. Essen, Bier, Kaffee und Kuchen, Reichwalde und Umgebung hatten ein Ziel. Ab 1960 führten dann der Sohn und die Schwiegertochter die Gaststätte. Emma und Emil feierten hier noch ihre Diamantene Hochzeit, danach aber kam das Aus. Arbeiterwohnunterkunft hieß die neue Bestimmung. Nach der Wende ein vielfach erlebtes Schicksal, Immobilienhändler hatten das Sagen, der Zerfall war wohl vorprogrammiert. Fast ein modernes Märchen, denn da hatte wieder einer einen Traum: ein Mann der Region, Oberlausitzer, Ulrich Berndt, stürzte sich in das Abenteuer Aufbau und Wiederbelebung. Heute heißt der Landgasthof ‚Bockschänke‘, was die Nähe zur Jagd signalisiert und auch nach ‚Schußlage‘ die Speisekarte bereichert.
Das Haus ist innen ein behagliches, lichtes und leichtes Refugium geworden vor allem durch die Fliesenbilder und Wandgestaltung der Dresdner Künstlerin Uta Zepnick.
Außen eine Oase der Ruhe an wunderbarer Waldlage.
Die normale Speisekarte ist übersichtlich gehalten, orientiert sich an Region und Saison: Salate, klein und groß, mit leichten fruchtigen Dressings, mit z.Bsp. Putenstreifen und frischen Pfifferlingen. Oberlausitzer Bauernfrühstück, Holzfällersteak mit köstlichen Bratkartoffeln, Schweineschnitzel, das einen betörenden Duft verströmt, Butter und Pfanne sind die Garanten. Ein gebratenes Karpfenfilet aus der Petershainer Fischzucht und natürlich heimisches Wild. Eine Überraschung aber bot der 24jährige Juniorkoch, Toni Steiche, gerade seine praktische Gesellenprüfung bestanden, mit seinem Gesellenstück, einem leichten, sommerlichen 3 Gang Menü.
Lachsterrine, kleines Salatbukett, Senf-Dill-Dressing
Ein zarter Schmelz von Geräuchertem mit sehr geschmackvoller Frischkäse-Kräuter Füllung. Der Fisch von Meisterhand geräuchert, die Füllung nicht massiv, sondern guter Begleiter mit Frische und zarter Würze. Das Dressing leicht und elegant. Der Salat hübsch angerichtet in ausgehöhlter Gurke.
Hähnchenbrustroulade, Sherry-Mandel-Sauce, sommerliches Gemüse, Kartoffelvariationen
Auch hier wieder ein hervorragendes Grundprodukt, ein Huhn, dem man seine Freiheit schmeckte, eine Sauce, ausgewogen, harmonisch, die leichte Süße des Sherrys und der Hauch von Bitterkeit durch die Mandel, willige Begleiter, die Kartoffelvariationen waren ein Hauch zu viel, Kroketten und Bällchen passten nicht so ins runde Geschmacksbild, die Rösti ein buttrig toller Geschmack. Mehr davon.
Ofenfrisches Zwetschgenküchlein mit Aprikosen-Limettentopping, Pfefferminzschaum
Ein leichtes saisonales Dessert-Tüpfelchen, die Beilage erfrischend, der Schaum leicht mit Pfefferminzlikör aromatisiert. Das passte.
Eine erfreuliche Begegnung in nicht gerade kulinarischer Hochkultur. Übrigens werden ab 6 Personen Sonderwünsche erfüllt, also eigene Menüabsprachen mit den Chefs, auch außerhalb der Öffnungszeiten. Viele Feste und Feiern sind erwünscht. Die ‚Bockschänke‘ ist einen Ausflugs-Umweg wert.
Waldgasthaus Bockschänke am Wolfsweg
Ziegeleistraße 6
02943 Reichwalde
Tel./Fax: 035774 551 95
oder
Mobile
0171 52 70887
kontakt@bockschaenke.de
www.bockschaenke.de
Öffnungszeiten
Freitag ab 17 Uhr
Sonnabend & Sonntag ab 11 Uhr