Es ist ein Klassiker und gehört zur Weltliteratur, das Buch »Der kleine Prinz«. Und die Liebesgeschichte zu der kleinen Rose, die den kleinen Prinzen überall auf seinen Entdeckungsreisen begleitet. Weniger bekannt ist, dass diese Liebesgeschichte z.T. aus dem realen Leben von Antoine de Saint-Exupéry entstand: Eine junge Malerin verliebte sich 1930 in den jungen PilotenTonio und wird zu seiner Ehefrau und Muse. Eine Liebesgeschichte – leider ohne Happyend.
Gleich zu Beginn des neuen Romans von Sophie Villard „Madame Exupéry und die Sterne des Himmels“ spiegelt der Brief des Piloten Exupéry als Prolog seine tiefe Liebe zu seiner „Rose“. Die Malerin Consuelo nannte in Paris auch Miró, Picasso und Dalí ihre Freunden, bevor sie nach Südamerika zurückkehrte und Saint-Exupéry kennenlernte. Bei einem spontanen Flug in Richtung Sterne verliebte sie sich in ihn. Nachfühlsam beschreibt Sophie Villard Verliebtheit, Glück, Freude und die Hochzeit in Frankreich. Einer wundervollen gemeinsamen Zeit in Casablanca folgten erste Zweifel am Glücklichsein von Consuelo. Ihre Lebensvorstellungen gingen mit denen ihres Tonios auseinander. In Paris lebt Exupéry als Bohemier. Als Reaktion darauf, arbeitet sie als Künstlerin weiter, schreibt sich als Studentin der Malerei ein. Tonios Untreue, Unglücke wie bei einem Rekordflugversuch, Trennung und Flucht vor den Deutschen stellen die Beziehung zu ihrer großen Liebe immer wieder auf den Prüfstand. Aber sie arbeiten auch zusammen, an seinem Buch Nachtflug, Flug nach Arras und an einem Kinderbuch. „… Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass es etwas ganz besonderes werden würde“.
Sie ist einbezogen in die künstlerische Entwicklung seiner Bücher, wird zu Beraterin bei Tonios aufkommenden Zweifel. Und sie ist dabei, als Verleger Reynal Saint-Ex den Auftrag für das Kindermärchen erteilt: „Es war ein tolles Projekt. Und es gab Tonio die Möglichkeit, seine Lebensweisheit, seine Philosophie und vor allem seine Botschaft an die Welt sehr, sehr deutlich auszudrücken. Aber auf Kinderart. Wer es nicht verstehen wollte, konnte einfach der Geschichte folgen, so wie bei allen Märchen und Sagen.“ Nach Erscheinen des Buches „Der Kleine Prinz im April 1943“ fliegt Tonio wieder Aufklärungsflüge und kommt – wie bekannt – nicht mehr zurück
Und das macht den Roman so lesenswert: Consuelo ist die Hauptperson. Sie erlangt Bedeutung durch ihr Wollen und Tun. Sophie Villard stellt die Leidenschaft der Rose in den Focus, ihre Gefühle. Ihr Suchen nach Geborgenheit, Liebe und Verständnis in den wirren Vorkriegs- und Kriegsjahren. Consuelo lebt intensiv, besteht Prüfungen, erlebt Enttäuschungen und tritt aus dem Schatten ihres berühmten Mannes als anerkannte Frau und Malerin. Als Gewinnerin.
Das Buch fasziniert bis zur letzten Seite, weil die Autorin auch Antoine de Saint-Exupéry in einem neuen, interessanten Kontext abbildet.
Ein übersichtliches Nachwort listet ergänzende Fakten zum „Kleinen Prinz“ auf und auch über den Verbleib der im Roman handelnden wichtigen Personen gibt es Beschreibungen.
Sophie Villard
Madame Exupéry und die Sterne des Himmels
Roman, Penguin Verlag
Paperback, 480 Seiten, s/w Abbildungen
ISBN: 978-3-328-10686-9
Artikelfoto: Wolken am Himmel, © gab