Dieses Fast-Kochbuch bietet sich geradezu an zu lesen, besonders, wenn es draußen stürmt regnet oder einfach ungemütlich ist. Es fesselt, auch weil Annabel Abbs Roman auf wahren Begebenheiten basiert. Schon das Cover mit den zwei abgewandten Frauen macht neugierig. Die Gesichter der Frauen sind nicht zu sehen und so entblä ttert sich beim Lesen Seite um Seite, um wen es sich bei den beiden Frauen handelt. Sie bekommen durch die Geschichte ein Gesicht. Zwar nicht bildlich, aber man lernt sie kennen, ihre Wesenszüge, ihre Gedanken und Ideen und natürlich, was es mit Elizas englischer Küche auf sich hat.
Miss Elizas englische Küche
Die Protagonistinnen, Eliza Acton und Ann Kirby sind zwei unterschiedliche Frauen aus England Anfang des 19. Jahrhunderts. In dieser Zeit waren Frauen längst nicht selbstbestimmt in ihrem Tun. Beide treffen aufeinander als Eliza, Tochter aus gutem Hause, ein Kochbuch schreiben will und Unterstützung sucht. Sie findet Ann, die aus einem gegensätzlichen sozialen Milieu kommt und nimmt sie als Küchenhilfe oder besser als Assistentin auf. Beide Frauen ergänzen sich, passen zusammen und es entsteht eine tiefe Freundschaft bei der gemeinsamen Entwicklung eines Kochbuches. Nicht irgendein Kochbuch ist da im Entstehen, nein. Eliza Acton schreibt das Kochbuch, das zu seiner Zeit tatsächlich als Bestseller galt, als „das größte englische Kochbuch aller Zeiten“ (The Telgraph).
Über Rezepte, Freundschaft und Emanzipation
Kapitel für Kapitel erfahren die Leser Geschichten über den Beginn und das Werden eines neuen Gerichtes, ob Zitronencreme, gebratene Kalbleber Reispudding, Schwanenei Salat oder Pudding ihrer Majestät. Die 56 Kapitel berichten von den Rezepten, die Neugier der beiden Frauen an den Zutaten aber auch über ihre Probleme in der Gesellschaft und ihren Familien, insbesondere über das Verhältnis Elizas zu ihrer Mutter. Beide Frauen wachsen bei ihrem Tun in ihren Persönlichkeiten. Am Ende des Buches lässt die Autorin Ann zwar etwas klischeehaft fragen, ob Mr. Whitmarch sie heiraten will. Das wäre nicht nötig gewesen. Am Ende des Romans von Annabel Abbs ist man als Leser überzeugt, das Eliza und Ann sich zu emanzipierten Frauen entwickelt haben und ihre Stellung in der Gesellschaft.
Rezepte, auch für Schokoladenpudding
Das Buch liest sich flüssig n und veranschaulicht unterhaltsam das Arbeiten in der Küche mit seinen z.T. exotischen Zutaten. Eliza hat mit ihrem Kochbuch die Kochbuchära revolutioniert. Noch heute werden Zutaten und Mengenangaben in Kochbüchern akribisch gelistet, um das Nachkochen zu vereinfachen. Zwar sind die ausgewählten Rezepte am Anhang des Romans nicht alle unbedingt zum Nachkochen von mir empfohlen („gekochtes Schwanenei“ oder „Tonbridge-Schweinskopfsülze“ aber so klingt der „Eliza Actons Schokoladenpudding“ nach dem Lesen doch sehr verführerisch zum Probieren.
Annabel Abbs
Miss Elizas englische Küche,
Verlag: btb
Paperback, Seiten: 432
ISBN: 9783442772292
Artikelfoto: Schokoladenpudding, Foto: pixabay