Musikprogramm Frauenkirche Dresden 2017

Die kreative Kraft der Reformation 

Unter dem Motto re|formation eröffnet das Musikprogramm 2017 der Frauenkirche Dresden neue Perspektiven. Über 130 Angebote laden ein, im Jubiläumsjahr der Reformation die Vielfältigkeit von Werken, Künstlern und Interpretationen zu entdecken.

 

„500 Jahre Reformation sind fünf Jahrhunderte voller Musik. Zwar stand auch bei der Reformation am Anfang das Wort, doch schon bald folgte der Klang. Deshalb wollen wir im kommenden Jahr 500 Jahre Protestantismus musikalisch gebührend würdigen“, erklärt Frauenkirchenpfarrer Sebastian Feydt anlässlich der Vorstellung des Musikjahres 2017 des Gotteshauses. Er sehe der neuen Saison mit großer Vorfreude und hohen Erwartungen an die künstlerische Qualität entgegen.

Rund 60 Konzerte, 40 Orgelabende, 20 Geistliche Sonn- und Festtagsmusiken sowie 12 Familien- bzw. Jugendangebote stehen auf dem Programm; zwei Mitsingveranstaltungen und zwei Adventsliedersingen kommen noch hinzu. Christine Kageneck, kaufmännische Leiterin der die Frauenkirche tragenden Stiftung, ist überzeugt von der Attraktivität des facettenreichen Angebots. „Einmal mehr ist es gelungen, ein umfängliches, an Höhepunkten reiches Jahresprogramm zusammenzustellen. Angesichts unseres Status als nicht-subventionierter Kulturanbieter ist dies Jahr für Jahr ein anspruchsvolles Unterfangen. Wir hoffen, den über die Grenzen Sachsens weit hinausgehenden Ruf der Dresdner Frauenkirche als bedeutsame Kulturstätte weiter zu stärken.“

Musik als ausdrucksvoller Mittler

Das Gesamtprogramm führt den Reichtum klassischer Musik eindrucksvoll vor Augen. Verschiedene Reihen – von etablierten Themenlinien wie »Aufbruch und Ewigkeit« und »Bläserklang virtuos« über jüngere wie den ARD-Preisträgerkonzerten und »Große Stimmen« bis hin zu neuen Formaten wie »Musik der Stille« – strukturieren das Angebot.

Das große Lutherjubiläum bildet 2017 einen inhaltlichen Schwerpunkt. Unter dem Titel »500 Jahre Reformation« spannen ausgewählte Musikprogramme den Bogen von Martin Luther bis ins Heute. „Die Impulskraft des Reformators aufgreifend, werden neue künstlerische Bezüge hergestellt und Weiterentwicklungen gewagt“, erklärt Dr. Ralf Ruhnau, Leiter des Konzertmanagements und Programmplaner der Stiftung. Die Spanne reiche dabei z.B. von zwei Konzerten des Calmus Ensembles u.a. mit Liedern Luthers in Werken von Praetorius und Schütz über die Aufführung der h-Moll Messe durch die Klangkörper der Frauenkirche bis zu einem von Ludwig Güttler eigens zusammengestellten Programm mit Dresdner Repertoire zum Reformationsfest. Die anlässlich des Lutherjahres durch die Stiftung bei Jörg Herchet beauftragte Neukomposition »Nun freut euch, lieben Christen g’mein« wird in Kooperation mit der Gesellschaft zur Förderung der Frauenkirche Dresden e.V. uraufgeführt. Ein genreübergreifendes Projekt der Schauspielerin Katja Riemann und der Kammerakademie Potsdam verbindet Musik und Texte zu Glaube und Reformation.

Frauenkirchenkantor Matthias Grünert bringt die Reformations-Thematik aus gutem Grund in seine Geistlichen Sonntagsmusiken ein: „Für Martin Luther stand die Musik dem Wort nicht nach, sondern durfte sich zu einer eigenen Verkündigungsform entwickeln. Das wollen wir in der Frauenkirche pflegen.“ Die Programme für den Trinitatis-Sonntag und den dritten Advent seien bespielhaft genannt. Dem reformatorischen Gedanken verpflichtet, die Gemeinde singend einzubeziehen, lädt er am Erntedanksonntag darüber hinaus versierte Laien ein, die Bachkantate »Es wartet alles auf dich« als Projektchor aufzuführen und das Publikum, in den Schlusschoral einzustimmen. (Ein ähnliches Projekt, wenngleich in anderem inhaltlichen Zusammenhang, wird im November Schulchöre zusammenführen, die Teile des Mozart-Requiems singen.)

Doch 2017 ist nicht nur die Reformation vor 500 Jahren zu feiern, auch drei Komponisten von Weltgeltung erfahren eine besondere Würdigung: Den 450. Geburtstag des großen italienischen Komponisten Claudio Monteverdi, der so wie Luther in der Theologie auf musikalischem Gebiet eine Epochenwende anstieß, begeht der Kammerchor der Frauenkirche und das Spezialensemble Instrumenta musica mit der Aufführung der »Marienvesper«. Jos van Immerseel und sein Ensemble Anima Eterna gestalten ihren Monteverdi-Abend im Rahmen der Dresdner Musikfestspiele mit der besonderen Vater-Sohn-Solistenkonstellation von Christoph und Julian Prégardien. Das Schaffen Georg Philipp Telemanns, dessen Todestag sich 2017 zum 250. Mal jährt, rückt u.a. mit dem Konzert des Dresdner Trompeten-Consort und der Dresdner Kapellsolisten unter Helmut Branny im Mai in den Fokus. Im September greifen Magali Mosnier und das Philharmonische Kammerorchester Dresden diesen Faden auf – ebenso wie die katalanische Sopanistin Nuria Rial mit der Aufführung der Telemann-Kantate »Ino«. Der 175. Todestag von Luigi Cherubini ist Anlass, das Konzert zum Gedenken an die Zerstörung Dresdens mit dessen ergreifendem c-Moll Requiem zu gestalten.

Weitere thematische Linien finden sich 2017 in Aufführungen von Werken „Bachs und Söhne“ u.a. bei den Frauenkirchen-Bachtagen und in Konzerten mit speziellem „Dresdner Repertoire“, bei dem auch, aber nicht nur der berühmte „Schranck II“ der Hofkirche geöffnet wird.

Der große Schatz der Musica Sacra

Den kirchenmusikalischen Klang der Frauenkirche prägen auch 2017 die eigenen Ensembles in qualitätvoller Weise. Unter der Leitung von Frauenkirchenkantor Matthias Grünert gestalten Chor, Kammerchor und ensemble frauenkirche neben ihren gottesdienstlichen Verpflichtungen mehr als 20 Angebote aus – vom vermittelnden Gesprächskonzert bis zur abendfüllenden Aufführung. Der Kammerchor präsentiert neben der Johannespassion, die für Berlin Classics mitgeschnitten wird, auch die h-Moll Messe und das Weihnachtsoratorium von Bach sowie Haydns »Harmoniemesse«, Monteverdis »Marienvesper« und Mozarts Requiem. Der Chor führt neben Haydns Großer Orgelmesse auch dessen »Heiligmesse«, Mendelssohns »Lobgesang« und Mozarts »Krönungsmesse« auf.

Mit dem umfänglichen Einbezug von Messvertonungen insbesondere in die Programme der Sonn- und Festtagsmusiken sendet Frauenkirchenkantor Matthias Grünert eine besondere Botschaft: „Als bewusst gesetzte Kontrapunkte zum großen Thema Reformation ermöglichen die für die katholische Liturgie verfassten Werke einen konfessionsüberreifenden Blick. Einmal abgesehen davon, dass wir es mit faszinierenden Kompositionen zu tun haben, geht von ihrer Aufführung ein Zeichen der Ökumene aus, das der Frauenkirche als ehemaliger Marienkirche gut zu Gesicht steht.“

Bei der Auswahl der Komponisten liegt 2017 ein klarer Schwerpunkt auf Bach. Dem musikalischen Paten der Frauenkirche sind erneut 10 BACHzyklus-Konzerte, mehrere Kantaten-Aufführungen sowie Programme des Dresdner Orgelzyklus gewidmet. Außerdem laden Kantor und Organist der Frauenkirche mit drei neu konzipierten BACH-Orgelrezitalen zu einer musikalischen Reise durch das barocke Dresden von 1736 ein. Andere Repertoire-Schwerpunkte setzen hingegen die Orgelnachtmusiken, die insbesondere im Sommer jüngeren Komponistenjahrgängen und der Orgelimprovisation Raum geben.

Namhafte Solisten, renommierte Klangkörper

Große Stimmen haben sich 2017 angesagt: Valer Sabadus, Andreas Scholl, Julia Lezhneva, Nuria Rial, Dame Emma Kirkby und Dorothee Mields werden mit anrührenden, intensiven Interpretationen zu begeistern wissen. Sie konzertieren mit renommierten Ensembles wie der Cappella Gabetta, dem Ensemble 1700, dem Kammerorchester Basel, La Stagione Frankfurt, Bell’Arte Salzburg und dem Mendelssohn Kammerorchester Leipzig.

Im Instrumentalbereich widmen sich u.a. Martin Stadtfeld und das Mannheimer Mozartorchester dem Werk der Bach-Familie, und Daniel Hope und das Barockorchester l’arte del mondo verlorenen und wiedergefundenen Schätzen Vivaldis. Drei spannende Klavier-Abende demonstrieren überdies das künstlerische Kraftfeld aus Werk, Instrument und Interpret. Fazil Say, der mit der Russischen Kammerphilharmonie St. Petersburg Musik zu Gast sein wird, stellt mit seinem Klavierkonzert Nr. 2 »Musik zwischen den Kulturen« vor. Kit Armstrong widmet sich Kompositionen von Bach, Brahms und Busconi. Sebastian Knauer stellt Arash Safaians ÜBERBACH vor – eine respektvolle, einfühlsame und zugleich mutige Überführung des Bach’schen Klangbildes in die Moderne, die genau dadurch die Zeitlosigkeit des Barockmeisters offenbart.

Dank kraftvoller Kooperationspartner geben sich weitere Musikgrößen die Ehre. Christian Tetzlaff und das Mahler Chamber Orchestra sowie Waltraud Meier und das Dresdner Festspielorchester gestalten zwei der vier Frauenkirchenabende der Dresdner Musikfestspiele. Die Zusammenarbeit mit den MDR-Klangkörpern, dem MDR Musiksommer und der Sächsischen Staatskapelle wird 2017 ebenso weiter gepflegt wie mit dem Heinrich-Schütz Musikfest.

Im Gespräch bleiben

„Die Frauenkirche hat das Potenzial und die Chance, ein breites Publikum für Musik zu interessieren. Damit verbunden ist der Auftrag und Anspruch, Programme vom Zuhörer her zu denken und mit dem Publikum in einen Dialog zu treten“, erklärt Konzertmanager Dr. Ralf Ruhnau. Speziell für das junge Publikum werden daher die Kirchenklänge für jungen Ohren und die Musikalischen Klassenzimmer ebenso fortgesetzt wie die Gesprächskonzerte für junge Leute. Letztere thematisieren 2017 das Brüdergespann Carl Philipp Emanuel und Johann Christian Bach und laden zu einem Werkstattkonzert ein.

Das Konzertpublikum kann in eigens konzipierten Konzerteinführungen Künstler im Gespräch erleben und mehr über die Werke erfahren. Zwei Konzerteinführungen der besonderen Art sind im April und Oktober zu erleben: Ausgewiesene Kunsthistoriker und Musikexperten stellen im Albertinum Gemälde vor, welche die musikalischen Themen aufgreifen und weiterführen. Das einführende Gespräch im Museum bietet einen exklusiven Auftakt für den anschließenden Konzertabend in der Frauenkirche und eine inspirierende Annäherung an Malerei und Musik.

 


Siehe auch

www.frauenkirche-dresden.de/musikjahr-2017 
www.frauenkirche-dresden.de/konzertreihen-2017

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