Wie alle Bürger planen auch Touristiker rechtzeitig ihren Urlaub. Aber wie Millionen von Menschen bleiben sie zur Zeit des Coronavirus (COVID-19) gezwungenermaßen zu Hause. Ausgangsbeschränkungen und Reisewarnungen zwingen alle Bürger auf Reisen zu verzichten und geplante Urlaube auf den Prüfstand zu stellen. Das gilt für auch für die diejenigen, die professionell mit der Reisebranche zu tun haben, mit einem kleinen Vorteil, sie haben einige Hintergrundinformationen.
Die Kommunikationsagentur Wilde & Partner hat sechs Reiseexperten bezüglich ihrer privaten Urlaubspläne interviewt und zeigt auf, wie sich Reiseprofis bei ihrer Reisebuchung für die Zukunft verhalten.
Tilo Krause-Dünow, CANUSA Touristik: Abwarten – und vielleicht im Herbst mit dem Motorhome durch den Westen der USA
Der Chef des Nordamerika-Veranstalters CANUSA, ist im Warte-Modus: Geplant war, in der zweiten Maiwoche mit dem Motorhome von Los Angeles nach Las Vegas zu fahren. „Eine Reise, die ich natürlich schon einige Male in meinem Leben gemacht habe“, verrät er. „Dennoch gibt es entlang der Route immer wieder etwas Neues zu entdecken.“ Nach wie vor freut er sich sehr darauf, hat aber schon einen „Plan B“ parat: „Sollte es im Mai nicht klappen, dann holen wir die Reise ganz sicher im Herbst nach. Die Sehnsucht steigt mit jedem Tag.“ – Tilo Krause-Dünow, Gründer, Inhaber und CEO und CANUSA Touristik
Peter Glade, SunExpress: Hoffen auf Costa Rica
„Dieses Jahr? Flugreise? Auf jeden Fall! Ich habe mit meiner Familie im Juli Costa Rica gebucht und wir freuen uns wie verrückt darauf. Sagt doch gerade keiner: wenn das alles hier vorbei ist mache ich mir erstmal ein paar schöne Tage zuhause! Wann war der Wunsch nach rauskommen, Tapetenwechsel und Urlaub je größer? Ich blicke nach vorn und bin optimistisch, dass ich gemeinsam mit meiner besten Frau der Welt und unseren drei Kindern im Juli durch die Regenwälder dort streifen werde. Und ich kann es kaum erwarten. Wenn sich in ein, zwei Monaten herausstellen sollte, dass wir die Reise aus gutem Grund nicht antreten können, kann ich sie dank weitreichender Kulanzregelungen innerhalb unserer Branche immer noch guten Gewissens verschieben.“ – Peter Glade, Chief Commercial Officer bei der Fluggesellschaft SunExpress
Salim Sahi, traffics: Urlaub auf Sardinien auf Sommer 2021 verlegt
„Wir, das sind meine Frau, unsere drei Kinder und ich, hatten diesen Sommer Urlaub auf Sardinien gebucht. Wir wollten mit Easyjet fliegen und uns im Juli dort ein Ferienhaus nehmen. Wir werden den Urlaub wohl nun auf 2021 verlegen, worauf ich mich schon jetzt wahnsinnig freue. Momentan ist daran allerdings nicht zu denken, und das nicht nur wegen der Reisebeschränkungen. Zurzeit liegt mein Fokus als Geschäftsführer stark auf der Kundenbetreuung – in solch turbulenten Zeiten wollen wir persönlich natürlich greifbar sein.“ – Salim Sahi, Geschäftsführer von traffics, einem der führenden Reisetechnologie-Unternehmen
Nina Hammer, HolidayCheck: Südtirol-Verlängerung statt Kos
„Ich habe schon vor Monaten eine zehntägige Reise für Ende Mai mit meiner Familie nach Kos in den Club Robinson geplant. Seitdem steigt die Vorfreude! Seit wir Kinder haben, sind wir was Familien- oder familienfreundliche Hotels betrifft auf den Geschmack gekommen. Da wir bis September noch nicht an die Schulferien gebunden sind, war Ende Mai das perfekte Datum für uns, wir haben Hotel und Flug individuell gebucht, weil es zeitlich besser gepasst hat. Aktuell würde ich mir allerdings wünschen, wir hätten eine Pauschalreise gebucht! Dann müsste ich mir gerade weniger Sorgen um eine mögliche Stornierung und die Erstattung machen. Aber langsam bereiten wir unsere Kinder darauf vor, dass das dieses Jahr mit Kos wohl nichts mehr werden wird… Glücklicherweise ist für die Kinder die Zeit zu Hause auch schon wie Urlaub. Regelmäßiges Reisen gehört für uns aber dazu. Deswegen werden wir entweder unseren Südtirol-Urlaub im August verlängern oder mal das Angebot zu den Herbstferien testen.“ – Nina Hammer, Head of Public Relations beim Buchungs- und Bewertungsportal HolidayCheck
Marie-Astrid und Jens Huwald, Wilde & Partner: Langeoog-Auszeit verschieben
„Meine Familie und ich hatten zu Pfingsten eine Reise geplant – ein erholsamer Aufenthalt in einer Ferienwohnung auf Langeoog. Momentan stehe ich nun im intensiven Austausch mit der Vermieterin, da die Inseln der Region aktuell komplett gesperrt sind. Im Gespräch ist, die exakt selbe Wohnung zu einem späteren Zeitpunkt anzumieten, beispielsweise in der letzten Woche der Sommerferien oder den Herbstferien. Egal, wie das Endergebnis letztlich aussieht: Wir brauchen dringend Urlaub. Meine Frau Astrid und ich haben in den letzten Wochen unsere gesamte Kraft darauf verwendet, die Agentur möglichst gut durch die Krise zu manövrieren; hinzu kam die Beschulung unserer Kinder in den eigenen vier Wänden. Diese Kombination bedeutet viel psychischen wie auch physischen Aufwand – ein paar Tage an der Nordsee wären also eine willkommene Abwechslung, worauf wir uns natürlich sehr freuen.“ – Marie-Astrid und Jens Huwald, Geschäftsführung von Wilde & Partner, Kommunikationsagentur mit Touristik-Schwerpunkt
Max C. Luscher, B&B Hotels: Warten auf den Sommer in Schottland
„Im Sommer soll es für mich und die Familie mit der Fähre nach Schottland gehen. Die Bed & Breakfast Unterkünfte sind bereits gebucht, die Vorfreude ist groß. Da heißt es jetzt abwarten. Schnelle Reaktionszeiten sind für mich als Geschäftsführer von B&B HOTES in der Regel wichtig und entscheidend, vor allem in diesen dynamischen Zeiten. In Bezug auf den Sommer- oder Herbsturlaub gilt es allerdings, nicht vorschnell zu handeln und Buchungen weiterhin bestehen zu lassen. In meinem Fall warte ich mit einem Glas schottischen Whisky und hoffe auf den baldigen Genuss vor Ort. Die Lage wird sich, da bin ich optimistisch, in der zweiten Jahreshälfte entspannen. Und so halte ich auch an unseren Plänen für die Herbstferien in Südtirol fest. Die Region braucht dringend Touristen, um diese Zeit zu überstehen bzw. sich davon zu erholen. Ich freue mich schon jetzt auf spätsommerlich warme, sonnige Tage, ein schönes Glas Alto Adige Wein und ein klassisches Südtiroler Jausenbrettl. Es wird sicherlich eines der besten Brettl, das ich je gegessen habe.“ – Max. C. Luscher, CEO Central and Northern Europe, B&B HOTELS
Artikelfoto: Cala Goloritze; Sardinien; © gab