Süßer die Schuhbecks nie klingen, als zu der Weihnachtszeit……. es ist wie im Märchen: es war einmal. Im Augenblick steht der unbestrittene Könner im massiven Kreuzfeuer der Gourmetkritk. Der Gault Millau verweigert ihm eine Wertung, schlimmer als eine päpstliche Bannbulle . “ Wir hatten nicht bedacht“, so im Gault Millau, „dass ihm seine unzähligen Aktivitäten (Fernsehen und FC Bayern, Bücher und Läden, Kochschulen und teatro, Partyservice und Eventkochen, Lokale und PR-Arbeit) keine Zeit lassen, sich hingebungsvoll seinem neuen Lieblingsthema zu widmen“ (Die ‚Gewürzküche‘ ist gemeint).“ Würden wir die Gewürzküche bewerten, müssten wir Schuhbecks Note so sehr senken, dass er uns leid tut.“ Das tut weh, stimmt aber. Und dann die ätzende Polemik bei Spiegel-online: Sie haben es geschafft, aus dieser Butterbrot- und Rollmopsnation eine Art kulinarische Luftnummer zu formen, in der Menschen den Ton angeben, die ein Lamm vernünftig zubereiten können. Was früher die Zeugen Jehovas mit ihrem „Wachtturm“ waren, sind heute Schuhbeck, Lafer, Poletto und Co. Sie lauern an jeder Ecke, grinsen von jedem Plakat und winken auf jedem Fernsehkanal mit ihren Löffeln, Rinderbeinen und Geflügelscheren, auf dass man eintrete in ihr gelobtes Land mit Namen „Genuss.“ Noch heftiger ist im Augenblick das publizistische Kreuzfeuer wegen seines McDonalds Engagements. Sein ‚Burger‘ schmeckt nicht und ein Kollege der FAZ schrieb: hungrig gehen wir , fahren mit der Deutschen Bahn, wem begenen wir im Speisenwagen: Alfons Schuhbeck, Gerichte nach seine Rezepten gekocht. Omnipräsenz eines vermeintlichen Kocholympiers.
Und dann komt auf einmal ein Kochbuch, das mich verblüfft, in Staunen versetzt, das begeistert, entzückt, informiert. ‚Alfons Schuhbeck: Meine Reise in die Welt der Gewürze‘ . Brillant. Das liegt aber nicht unbedingt an ‚Alfons dem Großen‘, sondern an den Mitautoren – leider etwas stiefmütterlich verlegerisch behandelt – sie schaffen ein Wunderwissenswerk, so etwas suchte man bisher vergeblich auf dem deutschen Kochbuchmarkt. Dr. Johannes Gottfried Mayer, Literaturwissenschaftler,Historiker und Philosoph. Ein unumstrittener Kenner der Medizin- und Wissenschaftsgeschichte. Die Geschichte der Heilpflanzen ist bei ihm in den besten wissenschaftlichen und schrifstellerischen Händen. Und dann das zweite Trumpfas: Jakob Strobel Y Serra, Redakteur bei der FAZ, kulinarischer Kenner der spanischsprachigen Welt, begeisterter Hobbykoch, ein spiritus rector für den einsamen Schuhbeck. Alle zusammen schaffen etwas Außergewöhnliches: interessante, witzige, sprachlich origenelle Informationen, z. Bsp. über die Pfefferkörner in der Nase der Mumie oder warum der Knoblauch schuld am ersten dokumentierten Streik der Weltgeschichte war. So, noch nie in einem Kochbuch angebotene, brillante Informationen über Gesundheit und Gewürze ( was ja eigentlich immer Schuhbeck für sich in Anspruch nimmt), hier aber wissenschaftlich und sprachlich überzeugend dokumentiert werden: die Austreibung des Schnupfens,warum der Mensch endlich frei ist, oder Tausendundeine Weisheit. Dazu dann die wirklich interessanten Rezepte eines Alfons Schuhbeck: bei den Vorspeisen eine Shakshuka mit Wachtelspiegeleiern, bei den Suppen eine Kichererbsensuppe mit arabischen Fleischpflanzerln, beim Fisch ein Buntbarsch auf Linsen mit Dill und Kapernbutter, beim Geflügel ein arabisch-bayerisches Hendl mit Gurken-Ingwer-Salat und beim Dessert eine Feige mit Turban und Mandeljoghurt. Kreativ, inspirierend, anregend, auf dem Papier, mit all der Aromatik, die der Gault Millaut im Restaurant vermisst. So gut, so wichtig, so empfehlenswert das Werk auch ist, der Verlag muss langsam mal ein bisschen ‚Schubeckbremsen‘. Er bringt zwar die Quote – aber immer wieder das eigene Hohe Lied: ich, ich, ich , Schuhbeckt meint, Schuhbeck empfiehlt. Weniger ist mehr, Zurückhaltung ist eine alte orientalische GewürzmischungsWeisheit. Ein Rat aus dem insgesamt wichtigen, notwendigen und interessanten Buch: „Kein Wunder, Kümmel benimmt den Schwindel und stärckt das blöde Hirn und macht es wiederum gesund“ (Tabernaemontanau, ‚Neuw Kreuterbuch‘)
Alfons Schuhbeck Meine Reise in die Welt der Gewürze Verlag Zabert Sandmann € 24,95
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