Spielzeit 2024/25 im Konzerthaus Berlin

Dirigentin. Dieser Beruf, eher unbeachtet, rückte erst in dem Film „Tár“ mit Cate Blanchett in der Hauptrolle, in den Focus der Öffentlichkeit. Lydia Tár, Protagonistin des Films, wollte ein großes Berliner Orchester leiten. Soweit der Film. In der Realität beweist Joana Mallwitz seit Jahren, dass Frauen ebenso professionell dirigieren wie ihre männlichen Kollegen. Ungern wird sie nach den Besonderheiten einer Dirigentin gefragt. Für sie ist es ein vom Geschlecht unabhängiger Beruf. Es gelten Können und Qualität. Und ihre berufliche Karriere zeigt, dass beides zu ihren charakteristischen Merkmalen gehört: in der Vergangenheit u.a. bei der Arbeit als Kapellmeisterin im Theater Heidelberg, als jüngste Generalmusikdirektorin in Erfurt und am Nürnberger Staatstheater sowie bei ihren internationalen Auftritten, u.a. in Amsterdam, Oslo oder Zürich.

Chefdirigentin Joana Mallwitz

Seit einem Jahr dirigiert die 37-Jährige als Chefdirigentin das Berliner Konzerthausorchester. Die erste Spielzeit 2023/24 im Haus am Gendarmenmarkt liegt hinter ihr. Groß bejubelt und hoch gefeiert. Dirigentin und Orchester sind eingespielt. Hörbar ein Team und mit gegenseitigem Vertrauen. Von insgesamt 40 Konzerten mit dem Konzerthausorchester dirigierte Joana Mallwitz 32 mit einer Auslastung von über 99%. Also immer ausverkauft, resümierte sichtlich zufrieden Konzerthaus-Intendant Sebastian Nordmann. Die neu etablierten Formate im Konzerthaus „Expeditionskonzerte“ und „Night Sessions“ waren erwartet – oder auch vielleicht unerwartet – ebenso erfolgreich. Viel mehr Neukunden besuchten in der zurückliegenden Spielzeit diese Formate. In den „Expeditionskonzerten“ folgt das Publikum bewegt und begeistert einer eindrucksvollen Entdeckungsreise. Fast eine Stunde charakterisiert Joana Mallwitz persönlich die Werke großer Komponisten musikseitig und fast philosophisch, bevor sie das reflektierte Werk mit dem Konzerthausorchester im Ganzen erklingen lässt. In der neuen Saison 2024/25 stehen Bartoks Konzert für Orchester, Beethovens Fünfte und Schuberts „Große“ C-Dur Sinfonie auf dem Programm der „Expeditionskonzerte“. Insgesamt dirigiert sie 35 Konzerte neben dem Haydn Schwerpinkt mit den Sinfonien 83 und 97. Übrigens gibt Joana Mallwitz auch vor den Konzerten des Kernrepertoirs jeweils eine persönliche Einführung.

Konzerthaus-Saison 2024/25


Unlängst präsentierten Joana Mallwitz und Intendant des Konzerthauses Sebastian Nordmann die Spielzeit 2024/25 als einen bunten Fächer voller interessanter Werke, Formate und Festivals. „Aus den Fugen“ gehört zu einem Festival, das mit Stücken, die nicht so oft gespielt werden, aktuelle, gesellschaftliche Themen aufgreift. Wie geht man mit Fragen zum Krieg und mit dem Glauben an die Zukunft um? Finden Künstler dazu Antworten bzw. Ansätze für Antworten? Spannend verspricht das Festival „Projections“ zu werden. „Braucht das Ohr noch das Auge“, stellt die Chefdirigentin dazu die Frage. Die Berliner Künstlerin Jorinde Voigt interpretiert während eines Beethovens Sonaten-Marathons alle 32 Klaviersonaten zeichnerisch und graphisch. Das Ergebnis wird zur Musik auf eine Leinwand projiziert. Bilder, die zu ganz neuen Gedanken und Ideen animieren. Zu einer weiteren Innovation wird der Versuch, mit Künstlicher Intelligenz (KI) eine 33. Beethoven Klaviersonate zu komponieren. Auf der Grundlage der bisherigen Werke Beethovens ist ein außerordentlich fesselndes Ergebnis zu erwarten. Die Auflösung erfolgt in der Late Night des Festivals am 08. Februar 2025.

Intendant des Konzerthauses Berlin Sebastian Nordmann, Chefdirigentin Joana Mallwitz und Künstlerin und Komponistin Lera Auerbach bei der Vorstellung der Saison 2024/25

Aber bleiben wir beim spektakulären Start der neuen Saison mit Chefdirigentin Joana Mallwitz, beim Eröffnungskonzert am 06. September 2024. Zusammen mit dem Konzerthausorchester Berlin unter Joana Mallwitz debütiert der neue Artist in Residence des Konzerthauses, Sheku Kanneh-Mason, mit dem Cellokonzert von Antonín Dvorak. Als Absolvent der Londoner Royal Academy of Music und seit 2020 Mitglied des Most Excellent Order of the British Empire spielte er als Solist bereits mit führenden, internationalen Orchestern. Weiterhin stehen an diesem Saison-Eröffnungsabend auf dem Programm: John Adams‘ „The Chairman Dances‘“ und Sergej Rachmaninows „Sinfonische Tänze“. Ein energiegeladener und programmatisch spannender Beginn und Auftritt. So wie die vollständige Saison 2024/25 im Konzerthaus Berlin mit seiner dynamischen, energiegeladenen und bejubelten Chefdirigentin zu werden verspricht.
Nachsatz: Der Dokumentarfilm „Momentum“ über und mit Joana Mallwitz zeigt die extrem harte Arbeit der Dirigentin, ihre Faszination und große Liebe zur Musik und wie sie Vereinbarkeit von Beruf und Familie managt und lebt. Im nächsten Jahr wird Joana Mallwitz die Berliner Philharmoniker dirigieren. Ihr Vertrag mit dem Konzerthaus Berlin. besteht bis 2028. Danach werden die Berliner sie hoffentlich nicht gehen lassen.

Plakatierung im Konzerthaus Berlin

Artikelfoto: Karfreitag 2024, War Requiem von Benjamin Britten, Joana Mallwitz, Konzerthausorchester Berlin, Rundfunkchor Berlin, alle Fotos der Seite:gab