Wer hat ihn nicht, den Traum vom Glück. Auch große Persönlichkeiten wie Peggy Guggenheim träumten vom Glück und suchten bewusst oder unbewusst Wege, sich langfristig diesen Traum zu erfüllen. Das neue Buch von Sophie Villard über Peggy Guggenheim titelt dazu „ Peggy Guggenheim und der Traum vom Glück“.
Sophie Villard nimmt den Leser mit in die bewegte Zeit 1937 -1941. Die fast 40jährige Peggy (1898 in New York geboren) floriert mit Delage, Zobel und Marlene-Hosen durch die Pariser Gesellschaft. Sie liebt das Leben in der Pariser Bohème. Ihr großer Traum ist die Gründung einer eigenen Galerie, um auch als Frau unabhängig zu sein. Paris war dazu nicht der richtige Ort, trotz ihrer dortigen großen Liebe Samuel Beckett. 1938 ging sie nach London und eröffnete dort die Galerie Guggenheim Jeune mit moderner Kunst. Ihr Onkel gründete zusammen mit Hilla von Rebay fast zeitgleich mit seiner modernen Sammlung das Guggenheim Museum in New York. Das wurde für Peggy rein wirtschaftlich zu einem Problem, denn eine gewisse Konkurrenz bestand zwischen Tante und Nichte. „Sie muss Dich wirklich sehr hassen“, resümiert Wyn Henderson im Roman nach einer misslungenen Verkaufsausstellung mit Werken von Wassily Kandinsky.
Künstlerfreunde
Peggy begegnet auf dem Weg, ihren Traum zu realisieren, namhaften Künstlern und Intellektuellen, darunter Jean Cocteau, dem Künstler der „Klassischen Moderne“ dem sie hilft, Bilder illegal nach Großbritanien zu bringen, Hans Arp, Jacks Pollock und dem Schriftsteller Breton. Max Ernst wird ihre große Liebe und Mann ohne Trauschein. Sie lernt weitere Künstler kennen, die durch den Krieg gezwungen werden, ihre Kunst zu verkaufen, um vor den Nazis zu fliehen. Peggy kauft und hilft, um einen Bestand für ihren nächsten Traum – ein Museum – zusammenzutragen. „Sie hatte sich vorgenommen, sie würde nicht feilschen beim Bilderkauf, sondern den Preis bezahlen, den der Künstler verlangte.“ Sie hilft und rettet Kunst und Künstler auf die andere Seite des Ozeans, ohne sich zu schonen und darauf zu achten, dass sie selbst in Gefahr geriet. Und was wird aus Peggys Glück? Scheinbar hat es schicksalhaft oft das Nachsehen. „Es dreht sich alles um Kunst und um Liebe,“ sagt Peggy Guggenheim über ihr Leben.
Peggy Guggenheim – eine Frau in ihrer Zeit
Ein spannendes und faszinierendes Buch über die Frau und Künstlerin Peggy Guggenheim, die mit ihrer Kenntnis über Kunst und Künstler*innen Kunstsammlungen der Nachkriegszeit prägte. Leider endet der Roman 1942 mit ihrer persönlichen Geschichte und eigentlich macht er Lust auf mehr. Unbedingt interessant ist das Nachwort zu beachten. Hierin schildert Sophie Villard, übrigens ein Pseudonym einer deutschen Autorin, in einem kurzen Abriss, wie es Peggy, ihren Freunden und Wegbegleitern nach 1942 erging. Sie stellt auch einige benutzte künstlerische Freiheiten in ihrem Roman in den richtigen Kontext (u.a. zu Frida Kahlo). Trotz intensiver Recherchen mussten die Charakterisierungen der genannten Persönlichkeiten zum größten Teil Interpretationen bleiben, sagt Villard, was dem Inhalt aber nicht nachteilig entgegensteht. Das Buch zeigt interessant und unterhaltsam Peggy Guggenheim als bedeutende Kunstsammlerin und Mäzenin, als selbstbewusste Liebhaberin und als couragierte, bemerkenswerte Frau in ihrer Zeit.
Sophie Villard – Peggy Guggenheim und der Traum vom Glück
Roman, Paperback , Klappenbroschur, 448 Seiten, Penguin Verlag
ISBN: 978-3-328-10488-9
Artikelfoto: Kunstmuseum Basel, ©gab