Zum Tod von Inge Keller

Trauer um Berliner Schauspielerin              Inge Keller stirbt im Alter von 93 Jahren

Quelle: Deutschlandradio

Die Schauspielerin Inge Keller ist tot. Sie starb am Montag im Alter von 93 Jahren in Berlin. Sie galt als Grande Dame des Deutschen Theaters und war zudem in vielen DEFA-Filmen zu sehen.

Das Deutsche Theater in Berlin war ihr großes Zuhause – über viele Jahrzehnte gehörte die Schauspielerin Inge Keller zum Ensemble des Hauses in der Berliner Stadtmitte. Nun ist sie im Alter von 93 Jahren in Berlin verstorben.

Zur Zeit des geteilten Deutschlands galt Keller wegen ihrer vornehmen Haltung und ihrer feinen Sprache als „diensthabende Gräfin der DDR“. Bereits mit 19 Jahren gab die im bürgerlichen Friedenau aufgewachsene Fabrikantentochter ihr Debüt auf der Bühne, wurde sehr schnell am Deutschen Theater engagiert und war in DEFA- und DDR-Fernsehfilmen zu sehen.

Sie zog die Theaterzuschauer in ihren Bann

Vor allem mit ihrer feinen Sprechkultur, die jedem von ihr gesprochenen Wort Glanz und Schliff verlieh, zog Keller die Theaterzuschauer in ihren Bann. „Die Keller“ war ein echter Star – auch wenn sie das selbst gar nicht so gern hörte: „Ach, Stars. Die werden doch heute unentwegt an den Himmel geschossen und fallen ganz schnell wieder runter vom glitzernden Firmament der Scheinwelt industrieller Unterhaltung“, sagte sie einmal. „Das bin ich nicht. Ich bin eine Schauspielerin.“

Bis 2001 war Keller festes Ensemblemitglied des Deutschen Theaters, doch auch noch in zahlreichen Produktionen danach stand sie in dem Haus auf der Bühne. Gerne wird sie als eine der letzten großen Theaterdiven bezeichnet, arbeitete dort mit Regisseuren wie Wolfgang Langhoff, Peter Stein, Thomas Langhoff, Harry Kupfer, Robert Wilson, Einar Schleef und Michael Thalheimer zusammen.

Am Deutschen Theater fesselte Keller das Publikum in großen Rollen wie der „Iphigenie“, der Mascha in „Drei Schwestern“, der Elmire in „Tartuffe“ und der Frau Alving in „Gespenster“. Der DEFA-Film in der DDR tat sich schwer mit der Charakterdarstellerin, die immer eine von den ostdeutschen Kulturfunktionären als westlich empfundene Eleganz ausstrahlte.

Zu selten nur als Komikerin gefordert

Das Fernsehen der DDR aber übertrug ihr mehrfach wichtige Rollen. Sie spielte in „Gewissen in Aufruhr“ (1961), „Kleiner Mann – Was nun?“ (1967) und „Effi Briest“ (1970). „Schade nur“, so Inge Keller einmal, „dass ich zu selten als Komikerin gefordert wurde.“

In den 70er und 80er Jahren gastierte die Schauspielerin in West-Berlin an der Schaubühne und am Renaissance-Theater. Auch im vereinigten Deutschland nahm sie Rollen in Kino- und Fernsehfilmen an, darunter in „Aimée und Jaguar“, „Lola + Bilidikid“, „Wilsberg“ und der Verfilmung der Krimis von Donna Leon um den beliebten Commissario Brunetti. Auf der Theaterbühne begeisterte Inge Keller noch ihm hohen Alter als „Tilla“ – in einem Stück über die Schauspiellegende Tilla Durieux.

Inge Keller heiratete 1952 den späteren Politkommentator im DDR-Fernsehen Karl-Eduard von Schnitzler („Der Schwarze Kanal“). Aus der nach nur wenigen Jahren geschiedenen Ehe ging Tochter Barbara Schnitzler hervor, die ebenfalls Schauspielerin wurde. Barbara Schnitzler war es auch, die im Jahr 2013 den Theaterpreis „Der Faust für ein Lebenswerk“ stellvertretend für ihre Mutter entgegennahm, weil Inge Keller aus gesundheitlichen Gründen nicht kommen konnte. Mit ihrem psychologisch genauen und sprachmächtigen Spiel habe Inge Keller in beiden Teilen Deutschlands Theatergeschichte geschrieben, hieß es damals.

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(Deutschlandradio Kultur, Fazit, 15.12.2013)

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