in seinem 80. Lebensjahr verstarb Maestro Rafael Frühbeck de Burgos, der von 1992 bis 1997 als Generalmusikdirektor an der Deutschen Oper Berlin wirkte und deren Ehrenmitglied er späterwurde. Er gab dem Orchester, das seit dem Weggang von Jesús López Cobos 1990 ohne diese Position auskommen musste, mit der Einrichtung einer Konzertreihe im Konzerthaus (damals noch Schauspielhaus genannt) eine neue Orientierung im zusammenwachsenden Berlin, das bereits eines seiner Berufsorchester geopfert hatte, das Große Rundfunkorchester des ehemaligen Rundfunks der DDR. Mit einer fulminanten Aufführung der Zweiten Sinfonie von Johannes Brahms hatte er das Orchester wie das Publikum erobert.
Seine erste Spielzeit an der Deutschen Oper Berlin begann er mit DON CARLOS in der fünfaktigen Fassung. Kurz danach brachte er zusammen mit Götz Friedrich DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG heraus, ein Werk, dem seine besondere Liebe galt. Dem Orchester entlockte er einen „deutschen“ Klang, den man eher im Konzertsaal als im Opernhaus erwartete. Und wenn er Wolfgang Brendel, dem Sänger des Hans Sachs, empfahl, den Fliedermonolog wie ein Brahms-Lied zu singen, so kam das einer Versöhnung der beiden Antipoden des 19. Jahrhunderts gleich wie er sie selbst verkörperte.
BORIS GODUNOW dirigierte er erstmals am Hause in der Originalgestalt – nach der damals üblichen Fassung von Rimsky-Korsakow, die 1957 gespielt wurde, hatte Lorin Maazel 1971 die Schostakowitsch-Fassung eingeführt. Auch hier zeigte sich Frühbeck de Burgos als akzentuierender Klangtüftler. Weitere Premieren, die er dirigierte, waren EIN MASKENBALL, ANDREA CHÉNIER und DER FLIEGENDE HOLLÄNDER. Den größten Erfolg aber feierte er mit einer szenischen Produktion der CARMINA BURANA, für die er sich als „Vorspiel“ historische Gesänge aus der Benediktbeurer Handschrift wünschte. Diese wurden auf einer in das Portal eingelassenen Empore von dem Spezialisten Philip Pickett und seinem „New London Consort“ interpretiert.
Rafael Frühbeck de Burgos blieb nur fünf Jahre in der Position des Generalmusikdirektors an der Deutschen Oper Berlin, später kehrte er jedoch regelmäßig als Gast zurück, zumindest so lange wie er in Berlin noch eine zweite Position als Künstlerischer Leiter des Rundfunk-Sinfonieorchesters bekleidete.
Nach schwerer Krankheit starb Rafael Frühbeck de Burgos am 11. Juni in Pamplona. Wir erinnern uns mit großer Hochachtung an die Zeit mit ihm und werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.