Zwei gelungene Uraufführungen an einem Abend, zu denen man dem Intendanten des Staatsballetts Berlin, Christian Spuck, gratulieren muß. Zwei unterschiedliche Stücke von zwei bedeutenden, zeitgenössischen Choreographinnen: Stars Like Moths von Sol León und 2 Chapters Love von Sharon Eyal.
Stars Like Moths
Polina Semionova tritt auf, allein, bemüht sitzend ihre High Heels zu bändigen und bewegt sich zur Musik von Etta James „Don‘t Cry Baby“. Nun kommt als Partner Matthew Knight dazu. Er füttert seine Herz-Dame mit Melonenstückchen. Das Füttern der Weibchen durch Männchen gilt als Bild aus der Tierwelt. Die sogenannte Partnerfütterung kann man bei der Paarwerbung oder zur Festigung der Paarbindung beobachten. Hier ist es aber das Gegenteil. Paare, die sich jetzt auf der Bühne in einem Probesaal formieren und tänzerisch versuchen, sich nahe zu kommen, weichen sich aus, bleiben in dem Versuch einer harmonischen Paarbildung stecken. Zögernde Bewegungen, abgehackte Worte. Die Musik unterstreicht das mit abrupten Unterbrechungen. Das geht ins Ohr, wenn eigentlich harmonische Klänge aus einem Mix von Barockmusik und Neoklassik Brüche bekommen. Gewollte Zäsuren der Emotionen und Harmonien. Gewollt, dass es keine so wirkliche Liebe gibt? Die Melonenstücke werden zum Schluss von der Herzdame verweigert..
2 Chapters Love
Ganz anders kommen die Damen und Herren des Staatsballetts bei 2 Chapters Love auf die Bühne. Rhythmisch und laut die Musik von Ori Lichtik. Exakt und präzise danach die Bewegungen der 26 Tänzer*innen. Choreographin Sharon Eyal greift das Thema der modernen Clubszene aus Tel Aviv auf. Alleingänge oder gemeinsames Tanzen? Danielle Muir wagt sich aus der Gruppe. Wird aber sogleich wieder von ihr eingefangen oder sucht sie die Menge, will eintauchen in das Ganze? Die Gruppe formiert sich zu einer Prozession, gleitet synchron über die Bühne, zerteilt sich kurz, um dann wieder dem fast harten Beat folgend grazil und einheitlich in der Menge weiter zu schreiten, zu stampfen, zu stolzieren und zu marschieren. Ein Auf und Ab, mit immer neuen Impulsen im Wechsel der Bewegungen. Mit der Musik steigert sich die Dynamik der Tänzer*innen – das Publikum schaut wie hypnotisiert, bevor es begeistert aus seinen Sesseln aufspringt.
Stars Like Moths
Choreographie Sol León
Musik Ólafur Arnalds / Johann Sebastian Bach / Etta James / Jóhann Jóhansson / Jean-Philippe Rameau / Max Richter / Marco Rosano / Andreas Scholl
Bühne Sol León / Paul Lightfoot
Kostüme Sol León
Kostümrealisation Joke Visser / Hermien Hollander
Licht Jolanda de Kleine
Video – Konzept und Bild Sol León
Video – Animation, Illustration und Schnitt Ennya Larmit
Ton Thijs Scheele
Choreographische Assistenz Roger Van der Poel / Chloé Albaret
Dank an Jorge Nozal für die Zusammenarbeit an dem Stück.
Sol León war seit 2002 Hauschoreographin des Nederlands Dans Theater, als künstlerische Beraterin des Ensembles wirkte sie anschließend von 2012 bis 2020. Seit kurzem arbeitet Sol Léon auch allein als Choreographin.
2 Chapters Love
Choreographie Sharon Eyal
Musik Ori Lichtik
Co-Choreographie Gai Behar
Licht Alon Cohen
Einstudierung Léo Lérus
Kostüme Sharon Eyal
Kostümentwicklung Isabel Theißen
Dank an Sarah Joary für die Mitarbeit an den Kostümen.
Sharon Eyal zeigte in Berlin bereits seit 2018 ihre Werke wie Half Life und STRONG. 2 Chapters Love ist eine Erweiterung ihres Tanzstücks Love Chapter 2 von 2017.
Aufführungstermine in der Staatsoper unter den Linden
„Stars Like Moths“und „2 Chapters Love“, jeweils 19.30 Uhr
2023
Donnerstg, 21.12.
Dienstag, 26.12.
Freitag, 29.12.
2024
Sonntag, 31. März
Mittwoch,08. Mai
Donnerstag, 16. Mai
Mittwoch, 22. Mai
Mittwoch, 29. Mai
Freitag, 14. Juni
Choreographin Sol León, Foto: gab
Artikelfoto: Staatsballett Berlin, 2 Chapters Love, Foto:Carlos Quezada